22.2.52

5 Fingers (Joseph L. Mankiewicz, 1952)

Der Fall Cicero

»I am a spy, obviously.« Der Spion: kein Idealist, ein Materialist. Er sieht zuvörderst sich selbst: auf der Terrasse einer Villa in Rio, gekleidet in ein weißes dinner jacket, vielleicht in Gesellschaft einer schönen Frau. Um dieses Bild Wirklichkeit werden zu lassen, ist dem Spion jedes Mittel recht: »If I've faith in the future of anything ... it is in the future of money.« Ankara, 1944: der albanische Kammerdiener des britischen Botschafters in der Türkei verscherbelt, im Verein mit der französischen Witwe eines deutschfreundlichen polnischen Grafen, streng geheime Informationen der Alliierten an die Nazis. Akzentuiert von Bernard Herrmanns treibendem Streicher-Score (eine Hitchcock-Allusion avant la lettre), gestaltet Joseph L. Mankiewicz seine (locker auf Tatsachen beruhende) Agentenstory als Mischung aus schwarzer Gesellschaftskomödie und semi-documentary crime thriller à la Henry Hathaway. Das Ende zeigt einen betrogenen Betrüger, der eine Zeitlang genießen konnte, wonach es ihn verlangte, und der die Größe hat, über das Zerplatzen seines Traums herzlich zu lachen.

R Joseph L. Mankiewicz B Michael Wilson V L. C. Moyzisch K Norbert Brodine M Bernard Herrmann A Lyle Wheeler, George W. Davis S James B. Clark P Otto Lang D James Mason, Danielle Darrieux, Oskar Karlweis, Walter Hampden, Michael Rennie | USA | 108 min | 1:1,37 | sw | 22. Februar 1952

# 994 | 10. April 2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen