6.6.63

Reserviert für den Tod (Heinz Thiel, 1963)

Trau! Schau! Wem? Ein artifizielles Agentendrama im Interzonenzug D 104 zwischen Frankfurt am Main und Erfurt. DDR-Wissenschaftler Jadenburg soll in den Westen gelockt werden. Zwei seiner ehemaligen Assistenten, die beide mittlerweile im Sold des Bundesnachrichtendienstes stehen, sowie Jadenburgs eigene (politisch-moralisch gefallene) Tochter sind auf das wertvolle Zielobjekt angesetzt … Regisseur Heinz Thiel erörtert in kammerspielhafter, beinahe klaustrophobischer Verdichtung Fragen von Vertrauen und Zweifel, von Verrat und (zu) später Einsicht. Natürlich erscheint die Wühlarbeit des imperialistischen Klassenfeindes in einem Defa-Film als mieses Komplott der Niedertracht, während den Mitarbeitern der Staatssicherheit aus ihrer gesinnungsmäßigen Überlegtheit die (vorläufige) historische Überlegenheit zuwächst. In den bedrückend kalt arrangierten Schwarzweiß-Bildern des Kameramanns Horst E. Brandt wirkt allerdings das geheimdienstlich-ideologischen Gegenspiel insgesamt wie in ein unmenschliches Raster der Ausweglosigkeit gepreßt.

R Heinz Thiel B Gerhard Bengsch K Horst E. Brandt M Helmut Nier A Alfred Tolle S Anneliese Hinze-Sokolowa P Erich Kühne D Hans-Peter Minetti, Peter Herden, Irma Münch, Martin Flörchinger, Hannjo Hasse | DDR | 85 min | 1:1,37 | sw | 6. Juni 1963

# 808 | 27. November 2013

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