Der Frauenmörder von Paris
Henri Désiré Landru war ein notorischer Betrüger und Heiratsschwindler. Aber war er auch ein Serienkiller? 1922 schlug man ihm wegen der Ermordung von zehn verschwundenen Frauen den Kopf ab. Die Leichen der mutmaßlichen Opfer wurden nie gefunden … Claude Chabrol und seine Szenaristin Françoise Sagan lassen die Affäre Landru in Form einer hochstilisierten Schwarzkomödie aus der nicht besonders guten alten Zeit Revue passieren; die an Zeitschriftenillustrationen erinnernden Dekors (Jacques Saulnier), die theatralen Dialoge, das distanzierte, oftmals outrierte, hin und wieder sogar slapstickhafte Spiel der Darsteller (allen voran Charles Denner in der diabolisch-spitzbärtigen Titelrolle) verwandeln den legendären Kriminalfall aus den Jahren des Ersten Weltkriegs in ein elegant-moritatenhaftes Schauerstück. Der unklaren Beweislage folgend, zeigt Chabrol keine einzige Bluttat, nur die einfrierenden Gesichter liebeshungriger Damen (darunter Michèle Morgan und Danielle Darrieux) und immer wieder einen rauchenden Schornstein. Kurze Einschübe historischen Bildmaterials setzen das politisch legitimierte Massensterben des Krieges ins Verhältnis zum inkriminierten zivilen Tötungsdelikt: »Quelle horreur, 10000 morts.« – »Et alors, la vie est faite de sang et de terreur, ma chère amie.« Denner gestaltet Landru als Phänotypen der Epoche: charmanter Bonhomme und gefühlloser Profiteur, sorgender Familienvater und zynischer Pedant, sanftes Monster und beschränktes Genie. Die Wahrheit über sich und seine Machenschaften mag der Mythos zu Lebzeiten auch angesichts des bevorstehenden Todes unter dem Fallbeil nicht preisgeben: »C’est mon petit bagage.«
R Claude Chabrol B Françoise Sagan K Jean Rabier M Pierre Jansen A Jacques Saulnier S Jacques Gaillard P Georges de Beauregard, Carlo Ponti D Charles Denner, Stéphane Audran, Danielle Darrieux, Michèle Morgan, Hildegard Knef | F & I | 115 min | 1:1,66 | f | 25. Januar 1963
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