Im geteilten Berlin der frühen fünfziger Jahre sind die Grenzen noch offen, aber die Fronten liegen klar. Auch wenn die S-Bahn mehr oder weniger fahrplanmäßig zwischen hüben und drüben pendelt, sind die Welten geschieden: Im neonhellen Westen sitzen die niederträchtigen Saboteure, tragen Pelz, paffen dicke Zigarren und hintertreiben den Aufbau des Sozialismus; im armen, aber ehrlichen Osten errichten fleißige Menschen trotz und alledem die bessere Welt. »Zugverkehr unregelmäßig« exemplifiziert den Systemkonflikt an der Geschichte einer Freundschaft, die unweigerlich in die Brüche geht: Da ist der Eisenbahner Jochen, ein Taugenichts, der sich treiben läßt, der dem Reiz des (von einem raffinierten Frauenzimmer verkörperten) schnellen Geldes erliegt, einer, der unter die Räder kommen wird; und da ist Fritz, der als Polizist das Volk und dessen Eigentum schützt, womit er Glück und Zukunft sichert … Die Darsteller bewegen sich wie Figuren im Papiertheater, die Dialoge klingen wie Merksätze aus dem Pflichtenheft der Staatssicherheit, die Botschaft wird lautstark verkündet: Wachsam sein, immerzu! Ein eckig geschriebener, ungelenk inszenierter Defa-Propagandakrimi, der vielleicht gerade wegen seiner bodenlosen Plumpheit das Fluidum der Zeit treffend zum Ausdruck bringt.
R Erich Freund B Peter Bejach, Hermann Turowski K Willi Kuhle M Franz R. Friedl A Willy Schiller S Ferdinand Weintraub P Richard Brandt D Claus Holm, Inge Keller, Brigitte Krause, Peter Lehmbrock, Horst Drinda | DDR | 82 min | 1:1,37 | sw | 27. Juli 1951
Ich wusste gar nicht, dass Claus Holm bei sowas mitgespielt hat. Da ich ihn z.B. aus Siodmaks NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM kenne, dachte ich, dass er schon immer Wessi war. Aber Wikipedia bringt es ans Licht: Er hat erst 1953 "rübergemacht".
AntwortenLöschenHolm hat auch recht prägnante Nebenrollen in Maetzigs »Ehe im Schatten« (als Nazi-Kulturfunktionär) und Klinglers Schwarzmarkt-Krimi »Razzia« (als Kriminalassistent) gespielt.
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