25.10.72

Un flic (Jean-Pierre Melville, 1972)

Der Chef

»Wo man zu zweit ist, gibt es einen Verräter.« – Mit »Un flic« illustriert Jean-Pierre Melville sein fatalistisches Diktum in kältesten Farben. Die einzigen warmen Tupfer setzen die Rotlichter der Verkehrsampeln. Alain Delon als Pariser Bulle Édouard Coleman, Richard Crenna als Gangster Simon – Freunde, Gegenspieler, Meister ihres Fachs, austauschbar in Garderobe, Mimik und Stoizismus. Dazwischen: Catherine Deneuve als beider Geliebte Cathy – ein perlmuttblonder Engel des Todes. Abgesehen von einer ans Lächerliche grenzenden Modelleisenbahnsequenz, die den Genuß des Werkes passagenweise empfindlich trübt, treibt der eisige Professionalismus des »aristokratischen Anarchisten« (Melville über Melville) die Möglichkeiten des Mediums noch einmal gnadenlos an den kinematographischen Gefrierpunkt. Delons leerer Blick im letzten Bild dieses letzten Melville-Films bleibt unvergeßlich: Der flic hat das Ende des Kinos gesehen.

R Jean-Pierre Melville B Jean-Pierre Melville K Walter Wottitz M Michel Colombier A Théobald Meurisse S Patricia Nény P Robert Dorfman D Alain Delon, Richard Crenna, Catherine Deneuve, Paul Crauchet, Jean Desailly | F & I | 98 min | 1:1,85 | f | 25. Oktober 1972

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