Die Nacht mit dem Teufel
»Démons et merveilles …« Südfrankreich, 1485: In der Gestalt fahrender Sänger ziehen zwei Diener des Teufels durchs Land, um Kummer und Zwietracht unter die Menschen zu bringen. Im provenzalischen Palast des Baron Hugues verdreht eine(r) der beiden Satansbraten (Arletty wechselt die Geschlechter so nonchalant wie die Gewänder) dem Schloßherrn sowie dessen künftigem Schwiegersohn die Köpfe, während sich der andere Spielmann (Alain Cuny) in des Adeligen schöne Tochter (Marie Déa) verliebt, der er doch nur schöne Augen machen sollte. Der Herr der Finsternis (Jules Berry kann lachen wie der Leibhaftige) sieht sich genötigt, in Persona zu erscheinen, um diese (allzu innige) gegenseitige Affektion zu unterbinden – doch die Liebe, sie währet immerdar, und das Herz der Liebenden, es schlägt, es schlägt, es schlägt … Marcel Carné und Jacques Prévert, le couple idéal des poetischen Realismus, zelebrieren die romantisch-diabolischen Aventüren mit feierlicher Emphase und souveräner Gestaltungskraft: »Les visiteurs du soir« spielt in einer einzigartig kostbaren (dabei ganz und gar nicht konfliktfreien) Welt, im reinen Weiß sonnenüberfluteter Tage, im unergründlichen Schwarz mondloser Nächte; Bilder (Roger Hubert) und Dekors (Alexandre Trauner) nähern sich der rätselhaft-klaren Ästhetik mittelalterlicher Buchmalerei, Préverts Dialoge und Chansons sprechen von der Unverlierbarkeit des Heils (auch und gerade im Angesicht des Bösen), Carnés Inszenierung zaubert Szenen für die filmische Ewigkeit. Ein magischer Glanzpunkt des französischen Kinos.
R Marcel Carné B Jacques Prévert, Pierre Laroche K Roger Hubert M Maurice Thiriet, Joseph Kosma A Alexandre Trauner, Georges Wakhévitch S Henri Rust P André Paulvé D Arletty, Marie Déa, Jules Berry, Fernand Ledoux, Alain Cuny | F | 120 min | 1:1,37 | sw | 5. Dezember 1942
Hab ihn gerade zum ersten Mal gesehen, und finde ihn auch toll. Alain Cuny wirkt wie eine Blaupause für Jean Marais ein paar Jahre später, Jules Berry wieder wunderbar flamboyant. Die Bilder wirken oft tatsächlich wie den Stundenbüchern des Duc de Berry (mit Jules verwandt oder verschwägert? :) entnommen, und das Schloss hat mich auch an das Kastell von Rouen in LA PASSION DE JEANNE D'ARC erinnert, in dem die Bauten ja ebenfalls von spätmittelalterlichen Miniaturen inspiriert waren.
AntwortenLöschenEigentlich plante Carné ja den Science-Fiction-Film »Les évadés de l'an 4000«* über eine Frau und einen Mann (Danielle Darrieux und Jean Marais), die von der Erde, die in einer neuen Eiszeit friert, auf die Venus fliehen wollen. Das Projekt wurde nicht genehmigt, und so hat es Carné aus der fantastischen Zukunft ins fantastische Mittelalter verschlagen.
Löschen* hier gibt es ein paar Produktionsskizzen: http://goo.gl/pefLpD