»Célébrer quoi?« – »Le hasard.« Gleich zu Beginn des Films hat Luis Buñuel einen bemerkenswerten (und garantiert unsymbolischen) Kurzauftritt: als spanischer Mönch des frühen 19. Jahrhunderts, der – zusammen mit anderen – unter dem Ruf »Es leben die Ketten!« vor ein revolutionäres Erschießungskommando tritt. Der Titel des Werks sei im übrigen eine Irreführung, so der Regisseur, denn in »Le fantôme de la liberté« gebe es weder ein Gespenst noch Freiheit. Ebensogut könnte man allerdings sagen: Es gibt nur Gespenster, und kaum ein Film ist so frei wie dieser. Mit der hochsympathischen Wurstigkeit des Klassikers, dem keiner mehr in die Parade fahren kann, verlacht der alte Surrealist die Logik, folgt er allein seiner kinematographischen Libido, assoziiert er pokernde Karmeliter mit doppelgängerischen Polizeipräfekten mit unverblümten Sadomasochisten mit paradoxen Pädagogen mit fuchsjagenden Panzerfahrern mit dezenten Amokläufern mit glotzenden Straußen … »Le fantôme de la liberté« ist eine pikareske Apotheose des Zufalls, des Augenblicks, der Absurdität, eine feixende Absage an alle Gläubigen, ganz egal ob sie Gott hörig sind oder der Aufklärung oder dem Dreiaktschema. PS: »J’en ai marre de la symétrie.«
R Luis Buñuel B Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière K Edmond Richard A Pierre Gueffroy S Hélène Plemiannikov P Serge Silberman D Jean-Claude Brialy, Monica Vitti, Michael Lonsdale, Julien Bertheau, Michel Piccoli, Jean Rochefort, Adolfo Celi | F & I | 104 min | 1:1,66 | f | 11. September 1974
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