2.9.60

Gino (Ottomar Domnick, 1960)

Bundesdeutsche Nierentisch-Avantgarde vom Stuttgarter Nervenarzt, Kunstsammler, Autonarr und Gelegenheitsfilmschöpfer Ottomar Domnick: Das prekäre Dreieck zwischen einem stieseligen schwäbischen Unternehmer, seiner Exfrau, einer spröden Schriftstellerin, und dem einfältigen 16jährigen Gastarbeiter Gino (Jörg Plewa) versinnbildlicht die Störung (wenn nicht gar Unmöglichkeit) von Kommunikation in der modernen Gesellschaft. Die Protagonisten werden über ihre jeweilige Umwelt – Betrieb, Apartment, Baracke – und Sprache – Geschäftsslang, Literatur, radegebrochenes Deutsch – definiert und als widerstreitende Prinzipienträger gegeneinander in Stellung gebracht; die ambitionierte Kamera (Andor von Barsy) verbindet dabei geschickt grafische Stilisierung und dokumentarisches Interesse. Mit seinen drei parallel geführten Ebenen Wirklichkeit, Fiktion und Traum scheint »Gino« formal und erzählerisch stark von Werken wie »Hiroshima mon amour« inspiriert zu sein – von der inszenatorischen Klasse eines Alain Resnais ist der talentierte kinematographische Dilettant Domnick allerdings ein paar Stufen entfernt.

R Ottomar Domnick B Ottomar Domnick K Andor von Barsy M Wilhelm Killmayer, Johann Sebastian Bach S Gertrud Petermann P Ottomar Domnick D Jörg Pleva, Eleonore van Hoogstraten, Kurt Haars | BRD | 83 min | 1:1,37 | sw | 2. September 1960

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