Passion
Eine weitere Umdrehung von Bergmans Hamsterrad des psychologischen Pessimismus: Kommunikationsstörungen, Beziehungsunfähigkeit, die Unmöglichkeit von Wahrheit. Wieder Fårö, dieser unwirtliche Rand der Welt, der alleweil unter einem schweren, tiefen Himmel liegt, und wieder die üblichen Verdächtigen: Anna Fromm-Ullmann, deren Mann und Kind bei einem Autounfall starben, verfängt sich im selbstgesponnenen Netz der Lügen über ihre gute (?) Ehe; Andreas Winkelman von Sydow verkriecht sich vor einem dunklen Geheimnis in seiner Vergangenheit; Eva Vergérus-Andersson weiß nicht, wer sie ist, sieht sich reduziert aufs Abbild der Vorstellungen von anderen; Elis Vergérus-Josephson, der zynische Künstler, nähert sich den Menschen nur noch, indem er sie fotografiert, und die Bilder nach seltsamen Kriterien ordnet. Nicht nur die Innen-, auch die Außenwelt ist feindlich, von virulenter Bosheit zersetzt: ein Tierquäler treibt sein Unwesen, knüpft Welpen auf, metzelt Schafe, zündet Pferde an; ein Unschuldiger – natürlich – muß für diese Taten büßen. Wahre Leidenschaft ist in »En passion« kaum zu verspüren: Als hätte Ingmar Bergman sich selbst mit seinen Figuren gelangweilt, läßt er die Schauspieler in Interviews über ihre Rollen improvisieren – ein müdes Experiment ohne große Überzeugungskraft.
R Ingmar Bergman B Ingmar Bergman K Sven Nykvist M Johann Sebastian Bach A P. A. Lundgren S Siv Lundgren P Lars-Owe Carlberg D Max von Sydow, Liv Ullmann, Bibi Andersson, Erland Josephson, Erik Hell | S | 101 min | 1:1,66 | f | 10. November 1969
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