Heißes Eisen
Über dem Kamin von Mike Lagana hängt das Bild seiner Mutter. Streng beobachtet die alte Dame den Salon, der seinen gediegenen Luxus den üblen Geschäften des Hausherrn verdankt. »You couldn't find enough flowers around here to kill the smell«, sagt police sergeant Dave Bannion (Glenn Ford), der antritt, den Gangsterboß zu Fall zu bringen und, ausgehend vom Selbstmord eines unredlichen Kollegen, das Korruptionsgeflecht, mit dem Lagana die Stadt überzogen hat, zu zerschlagen. Erst ist es seine natürliche Integrität, die Bannion antreibt, die ihn auch Abmahnungen durch offensichtlich bestochene Vorgesetzte ignorieren läßt – aber spätestens, als seine Frau bei einem Bombenanschlag ums Leben kommt, wird der Kampf für Recht und Gesetz zum persönlichen Rachefeldzug … »The Big Heat« ist ein funktional erzählter film noir, ein straighter Polizeithriller ohne atmosphärische Schattenspiele. Alles liegt in monotonem Grau: das mittelständische Heim des Ermittlers und die üppigen Apartments der Mobster, die schmutzigen Westen der Vorteilsnehmer und der teure Nerz der Verbrecherbraut Debby (Gloria Grahame), einer Frau, die im Zwiespalt zwischen koketter toughness und melancholischer Empfindsamkeit als vielleicht menschlichste Gestalt durch Fritz Langs kalte Erzählung geht. (Ihre Ambivalenz findet eine genial-brutale Visualisierung, wenn eine Hälfte ihres Gesichtes durch eine Attacke des jähzornigen Killers Vince (Lee Marvin) entstellt wird.) Am Ende steht kein glanzvoller Triumph der Tugend über die Unmoral – zu viele Tote liegen auf dem Weg der Gerechtigkeit –, am Ende klingelt einfach nur das Telefon und ruft zum nächsten Einsatz gegen die Schlechtigkeit in der besten aller möglichen Welten.
R Fritz Lang B Sydney Boehm V William P. McGivern K Charles Lang M Henry Vars A Robert Peterson S Charles Nelson P Robert Arthur D Glenn Ford, Gloria Grahame, Jocelyn Brando, Lee Marvin, Alexander Scourby | USA | 90 min | 1:1,37 | sw | 14. Oktober 1953