27.5.53

La môme vert-de-gris (Bernard Borderie, 1953)

Im Banne des blonden Satans

FBI-Agent Lemmy Caution (echsenhaft: Eddie Constantine) schlägt sich durch eine augenzwinkernd-whiskygeschwängerte crime story, die aus den Nachtclubs von Casablanca über das offene Meer und die marokkanische Wüste bis in die Medina von Tanger führt: Eine raffgierige Bande unter Führung des skrupellos-verschlagenen Edelschurken Rudy Saltierra (sinister: Howard Vernon) plant und unternimmt den (nebenbei mörderischen) Raub von US-amerikanischem Gold im Wert von zwei Millionen Dollar. Rudys Geliebte, die kurvenreiche Barsängerin Carlotta de la Rue, genannt ›la môme vert-de-gris‹ (transvestitig: Dominique Wilms), erliegt Lemmys pockennarbigem Charme und kommt dem G-Man in entscheidenden Augenblicken erbötig zu Hilfe. Liebenswürdiger Chauvinismus und marionettenhafte Faustkämpfe, halbtrockene Sprücheklopferei und hölzerne Regiekunst (Bernard Borderie) verbinden sich recht vergnüglich zum naiv-parodistischen B-Movie à la française.

R Bernard Borderie B Jacques Berland, Bernard Borderie V Peter Cheney K Jacques Lemare M Guy Lafarge A René Moulaert S Jean Feyte P Raymond Borderie D Eddie Constantine, Dominique Wilms, Howard Vernon, Jean-Marc Tennberg, Darío Moreno | F | 97 min | 1:1,37 | sw | 27. Mai 1953

25.5.53

It Came from Outer Space (Jack Arnold, 1953)

Gefahr aus dem Weltall

»This is Sand Rock, Arizona, on a late evening in early spring. It's a nice town, knowing its past ... and sure of its future.« Hobbyastronom John Putnam (Richard Carlson) beobachtet einen über der Wüste niedergehenden Himmels­körper. Im Einschlagskrater entdeckt er statt Meteoritentrümmern ein Raumschiff, das kurz darauf von einem Erdrutsch verschüttet wird. Niemand glaubt dem als kauzig verschrienen Sternenforscher, nicht einmal Johns Verlobte Ellen (Barbara Rush) ist sich sicher, ob sie die Worte ihres Zukünftigen für bare Münze nehmen soll … Peu à peu erschüttert Regisseur Jack Arnold die Gewißheit der Kleinstädter, die irritiert bemerken, wie sich etliche ihrer Mitbürger in sonderbar gefühllose Wesen verwandeln. Freilich erweisen sich nicht die außerirdischen Besucher (»We have souls and minds, and we are good.«) als Gefahr für den interstellaren Frieden sondern aggressive Erdenbewohner, die allem, was sie nicht verstehen, tätlich zu Leibe rücken. Untermalt von sphärischen Theremin-Klängen, teilweise aus gläsern starrender Alien-Perspektive gefilmt, schildert »It Came from Outer Space« (nach einer Vorlage von Ray Bradbury) einen clash of civilizations, dessen katastrophaler Ausgang nur um Haaresbreite verhindert werden kann. »It wasn't the right time for us to meet«, resümiert John, »but there'll be other nights, other stars for us to watch. They'll be back.«

R Jack Arnold B Harry Essex V Ray Bradbury K Clifford Stine M Herman Stein, Henry Mancini, Irving Gertz A Robert Boyle, Bernard Herzbrun S Paul Weatherwax P William Alland D Richard Carlson, Barbara Rush, Charles Drake, Joe Sawyer, Russell Johnson | USA | 81 min | 1:1,37 | sw (3D) | 25. Mai 1953

# 983 | 29. Dezember 2015

1.5.53

Les statues meurent aussi (Alain Resnais & Chris Marker, 1953)

Auch Statuen sterben 

»Quand les hommes sont morts, ils entrent dans l’histoire. Quand les statues sont mortes, elles entrent dans l’art.« Ein gedankenwindungsreicher, bilderströmender Essay über die Spuren, die Zivilisationen im Sand der Zeit hinterlassen, über das Sehen und wie es den betrachteten Dingen seinen Stempel von Bedeutung aufdrückt, über die verlorene Einheit von Mensch und Kosmos, über Schwarz und Weiß, über die Rätsel der Geschichte und die Demütigungen des Kolonialismus. Und, vor allem, über afrikanische Kunst – betrachtet von den Augen der Weißen: ein heimatloses Volk pittoresker Figuren, menschengemachte Objekte, die aus ihrem spirituellen oder gebrauchsgegenständlichen Sinnzusammenhang gefallen sind (oder gerissen wurden), ihres Stolzes beraubte Zeugen einer versunkenen Kultur, exotische Gefangene in den Museumsvitrinen der westlichen Welt. Die Kamera läßt die toten Seelen der Statuen noch einmal lebendig werden, dem Zuschauer naherücken, läßt sie erzählen, auch wenn sie eine unbekannte Sprache sprechen. Bei aller Melancholie bleibt eine Hoffnung auf das Überwinden von Bevormundung und Fremdheit, auf eine Schule des Blicks, die lehrt, uns im anderen zu erkennen.

R Alain Resnais, Chris Marker B Chris Marker K Ghislain Cloquet M Guy Bernard S Alain Resnais P Présence Africaine D Jean Négroni | F | 30 min | 1:1,37 | sw | 1. Mai 1953

# 804 | 21. November 2013