Berlin-Express
Eine Eisenbahnfahrt von Paris nach Berlin kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Im Zug sitzen ein Amerikaner (patent: Robert Ryan), ein Brite, ein Franzose, ein Russe, ein Deutscher und eine polyglotte Sekretärin (stylisch: Merle Oberon). Set-up und Handlung – im Mittelpunkt steht ein Repräsentant des besseren Deutschland (geistesadlig: Paul Lukas), dem verschlagene Nazi-Untergründler an den Kragen wollen, was die Vertreter der Alliierten zu verhindern suchen – wirken ein wenig schematisch; die aus der Erzählung sprießenden Blütenträume von der Versöhnung der Ideologien und der staatlichen Vereinigung der geschlagenen, in Besatzungszonen zerteilten deutschen Nation erscheinen, eingedenk der weiteren historischen Entwicklung (kaum zwei Monate nach der Premiere des Films werden die Sowjets die Blockade über Westberlin verhängen) einigermaßen naiv. Die Inszenierung allerdings beweist Sinn für die unwirkliche Atmosphäre der Ruinenlandschaften (anders als der Titel vermuten läßt, spielt »Berlin Express« hauptsächlich in Frankfurt am Main), und die eindrücklichen Bilder der zerstörten Städte (Kamera: Lucien Ballard) machen Jacques Tourneurs politisch grundierten film noir zu einem wertvollen Dokument der Trümmersteinzeit.
R Jacques Tourneur B Harold Medford, Curt Siodmak K Lucien Ballard M Friedrich Hollaender A Albert S. D’Agostino S Sherman Todd P Bert Granet D Robert Ryan, Merle Oberon, Charles Korvin, Paul Lukas, Robert Coote | USA | 87 min | 1:1,37 | sw | 1. Mai 1948