Ein Drehbuchautor, ein Regisseur und ein Schauspieler (Willy Fritsch als er selbst) sitzen vor einer Laube und denken nach: über einen gemeinsamen Film, ihren ersten nach der »Stunde Null«. Jeder von ihnen weiß genau, was er nicht will: Kein Trümmerfilm soll es sein, kein Heimkehrerfilm, kein Anti-Nazifilm (»Das wäre ja auch taktlos.«), kein politischer Film, kein Bombenfilm, überhaupt kein Film für oder gegen etwas. »Was für ein Film soll es denn nun aber sein?« Vielleicht ein Film über das glückliche Paar, das gerade vorbeispaziert ist. Der Autor kennt ihre Geschichte: Im ersten Teil verschlägt es Christine Fleming (Hildegard Knef), eine agile Bauerntochter aus dem Niedersächsischen, kurz vor Kriegsende als Dienstmädchen nach Berlin, in den großbürgerlichen Haushalt des Antiquitätenhändlers Martin Delius (Hans Söhnker), eines Feingeistes, der alles Störende (Fliegeralarm, Gefühle) mit stoischem Gleichmut auszublenden pflegt; sie verlieben sich, aber die gesellschaftlichen Umstände stehen zwischen ihnen; im zweiten Teil verschlägt es Martin kurz nach Kriegsende in das kleine Dorf, wo Christine nun wieder bei Vater und Mutter lebt; sie lieben sich immer noch, aber der wohlhabende Hofbesitzer wünscht sich für seine Tochter etwas Besseres als einen abgerissenen Flüchtling, der alles verloren hat; es gilt ein Liebesverbot mit umgekehrten Vorzeichen – zunächst … Helmut Käutner (Produktion und Drehbuch) und Rudolf Jugert (Regie) nutzen die reziproke Fish-out-of-water-Romanze, um mit den erzählerischen Möglichkeiten des Stoffes zu jonglieren, um denkbare Szenarien und Kinoklischees durchzuspielen, vom pathetischen Melodram über zeitkritische Sachlichkeit bis zur heimatseligen Komödie. Indem alle Optionen verworfen werden, gelingt die Quadratur des Kreises, und es entsteht der »Film ohne Titel«: »eine Komödie, die mit beiden Beinen auf der Erde steht, vor dem düsteren Hintergrund der Zeit«.
R Rudolf Jugert
B Helmut Käutner, Ellen Fechner, Rudolf Jugert
K Igor Oberberg
M Bernhard Eichhorn
A Robert Herlth
S Wolfgang Wehrum, Luise Dreyer-Sachsenberg
P Helmut Käutner
D Hans Söhnker, Hildegard Knef, Irene von Meyendorff, Willy Fritsch, Fritz Odemar, Peter Hamel |
D (W) | 99 min | 1:1,37 | sw | 24. Januar 1948
# 875 | 8. Juni 2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen