25.6.69

The Bed Sitting Room (Richard Lester, 1969)

Danach

Lord Fortnum fühlt sich unwohl, verliert gelegentlich einen Backstein und verwandelt sich in ein Wohnschlafzimmer (leider nicht in guter Gegend). ›Mother‹ erhält ihre Sterbeurkunde ausgehändigt, zieht eine Schublade aus ihrer Brust und metamorphosiert zu einem dreitürigen Kleiderschrank. ›Father‹, der aufgrund gewisser körperlicher Vorzüge politische Ambitionen verspürt, wird zum (wohlschmeckenden) Papagei. Töchterchen Penelope bringt nach anderthalbjähriger Schwangerschaft ein Ding zur Welt, das bis zu seinem frühen Tod in einer Reisetasche umhergetragen wird … Wir schreiben das Jahr 3 (oder 4) nach dem Dritten Weltkrieg, der genau 2 Minuten und 28 Sekunden dauerte. London ist nur mehr eine wüstenhafte Müllkippe, durchzogen von Halden zerbrochenen Porzellans, rostigen Autoschlangen und schwärenden Tümpeln. Die etwa 20 Überlebenden der »nuklearen Meinungsverschiedenheit« hatten alle Hände voll zu tun, die 40 Millionen Toten zu verscharren, jetzt geben sie, mit robuster Ignoranz und unerschütterlicher Würde in allen Lebens(?)lagen, ihr Bestes, die Maschinerie der guten alten Britannia am Laufen zu halten: als Elektrizitätswerk, als BBC oder als Gesundheitssystem. »Keep moving!« ist das Motto der Stunde – bloß kein festes Ziel bieten, falls es zu einem weiteren Angriff auf die stolze Nation und ihre ehernen Werte kommt. Richard Lester läßt seine brillant-zerklüftete postapokalyptische Gesellschaftskomödie mit einem dreifachen happy ending ausklingen: Blumen blühen, ein Baby wird geboren, Großbritannien ist wieder Atommacht.

R Richard Lester B John Antrobus, Charles Wood V Spike Milligan, John Antrobus K David Watkin M Ken Thorne A Assheton Gorton S John Victor-Smith P Oscar Lewenstein, Richard Lester D Rita Tushingham, Michael Hordern, Mona Washbourne, Ralph Richardson, Dudley Moore, Marty Feldman | UK | 90 min | 1:1,66 | f | 25. Juni 1969

# 824 | 9. Januar 2014

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