»Nur Mörder sind heute normal.« Der römische Herbst des Aurelio Morelli: Ein alternder Schriftsteller (Mel Ferrer), ausgeschrieben und abgeschrieben, meutert gegen eine Welt, die er von ganzem Herzen verabscheut, kämpft gegen die »Übermacht der Unreife, des Unrat und der Sittenlosigkeit«, nimmt Rache an den Frauen, an der Jugend, an allem, was er nicht (mehr) versteht. Der aalglatte Journalist Emilio Bossi (Klaus Kinski) wittert die ganz große Story, und sein Verleger erkennt in der Lebensgeschichte des klassisch gebildeten Einzelgängers, der (wenn er nicht gerade Mädchen meuchelt) schon mal atomverseuchte Fische beerdigt oder die Säulen eines Tempels umarmt, das ultimative Dokument einer Zeit der Verunsicherung: Morelli, selbsterklärter Revolutionär gegen alles »Verkommene, Obszöne, Gemeine, Tierische, Gefühllose«, ein Mann, der nach seinen (ohne Lust begangenen) Taten »Stille und ein Gefühl der Freiheit« verspürt, der im Töten wohl den verlorenen Kontakt mit der Wirklichkeit wiederzufinden hofft, ist der gestörte Held einer gestörten Gesellschaft … Marcel Reich-Ranicki erwies Trivialromancier Hans Habe, dem Verfasser der Vorlage, seine Reverenz, als er schrieb, der Autor liefere »Klischees mit individueller Note und mit sorgfältig ausgewählten Verzierungen; er offeriert zwar präfabrizierte Seelen, aber in solider, in allerbester Qualität.« Manfred Purzer (der für Produzent Luggi Waldleitner zuvor zahlreiche Simmel-Bestseller adaptierte) bemüht sich, die kolportagigen Vorzüge des Textes in seiner ersten Regiearbeit zu bewahren; ausgezeichnete Darsteller wie Heinz Bennent (als ermittelnder Kommissar) tragen das Ihre zum unterhaltsamen Gelingen dieser sonderbaren Mischung aus mokanter Charakterstudie und sentimentalem Psychothriller bei.
R Manfred Purzer B Manfred Purzer V Hans Habe K Charly Steinberger M Klaus Doldinger S Ingeborg Taschner P Luggi Waldleitner D Mel Ferrer, Klaus Kinski, Heint Bennent, Susanne Uhlen, Elke Sommer | BRD | 108 min | 1:1,66 | f | 25. Dezember 1975
# 798 | 13. November 2013
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