19.12.57

Wien, du Stadt meiner Träume (Willi Forst, 1957)

Anflug auf Wien: der Kahlenberg und die Gloriette, das Belvedere und die schöne blaue Donau. König Alexander von Alanien (Hans Holt) schwebt ein, um seiner Tochter Sandra die Stadt seiner Träume zu zeigen. Doch so romantisch-beschaulich wie erinnert ist die österreichische Hauptstadt gar nicht. Das offizielle Besuchsprogramm gleicht einem Schweinsgalopp: Museen, Denkmäler, Schlösser – anschauen, schön finden, weiter. Da kommt die Revolution in der Heimat gerade recht. Der in Abwesenheit gestürzte König heuert als Chauffeur in der eigenen Botschaft an, die Exprinzessin nimmt Klavierunterricht bei einem hoffnungsvollen Komponisten – und plötzlich ist Wien so langsam, so gemütlich, so weanerisch wie in einem Wiener Film von Willi Forst. »Wenn’s Wien net gäb, tät auf der Welt ein Loch sein«, singt Paul Hörbiger (in einer Paraderolle als pensionierter Straßenbahner, der in nächtlicher Weinlaune den geliebten 38er-Wagen entert und noch einmal von Grinzing zum Schottentor steuert) und fährt fort: »Wenn Wien nicht wär, dann müßt man Wien erfinden.« Forst, ein Großmeister des Schmäh, dieser ortstypischen Mischung aus Sentimentalität und Ironie, läßt sich ganz tief fallen in die Heurigenseligkeit, in den Dreivierteltakt, in die Erinnerung an ein Gestern, das nie etwas anderes war als eine schöne Erfindung, und er nimmt diesen Kitsch zugleich wie einen Jux auf die ganz leichte Schulter: »Der Zauber von Wien? Wie das schon klingt!«

R Willi Forst B Willi Forst, Kurt Nachmann, Hans Rameau K Günther Anders M Robert Pawlicki, Alfred Uhl A Werner Schlichting, Isabella Schlichting S Herma Sandtner P Herbert Gruber D Hans Holt, Erika Remberg, Adrian Hoven, Hertha Feiler, Paul Hörbiger, Oskar Sima | A | 109 min | 1:1,37 | f | 19. Dezember 1957

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