9.4.75

Peur sur la ville (Henri Verneuil, 1975)

Angst über der Stadt

Körper in Angst, Körper in der Stadt – »Peur sur la ville« ist hochgradig triebhaftes, rein physisches, entschieden urbanes (Action-)Kino. Die Stadt ist Paris: funkelnd, vibrierend, gewaltig. Die männlichen Körper sind: ein obsessiver Kriminalist, ein psychopathischer Serienmörder, ein rücksichtsloser Schwerverbrecher – Kraft, die sinnlos waltet. Die weiblichen Körper sind: eine lustige Witwe, eine offenherzige Krankenschwester, ein geschäftstüchtiger Pornostar – Fleisch, das zum Verzehren einlädt. Schrecken verbreitet ein sexuell gekränkter Mann, der Frauen umbringt, weil er anders nicht über sie verfügen kann; gehetzt wird er von einem professionell gekränkten Polizisten, dessen unbeherrschter Rachedurst Angst macht – gespalten-frustrierte Charaktere, würdige Gegner. Die Story ist forciert bis zur Groteske, Henri Verneuil erzählt sie direkt bis zur Vulgarität, borgt beim Poliziottesco den einzelgängerischen tough cop (Jean-Paul Belmondo als lederbejackter Kommissar Letellier) und beim Giallo den weiberhassenden Totmacher (Adalberto Maria Merli als glasäugiger Killer ›Minos‹), inszeniert virtuose Verfolgungsjagden durch Straßen und über Dächer, durch U-Bahnhöfe und über die Dächer von Métro-Zügen. Ein dissonant-treibender Morricone-Score hält den Pulsschlag dieser schmutzigen Perle des französischen Genrefilms bis zum finalen Schlagabtausch auf hoher Frequenz.

R Henri Verneuil B Henri Verneuil, Francis Veber, Jean Laborde K Jean Penzer M Ennio Morricone A Jean André S Pierre Gillette, Henri Lanoë P Jean-Paul Belmondo D Jean-Paul Belmondo, Charles Denner, Adalberto Maria Merli, Rosy Varte, Léa Massari | F & I | 125 min | 1:1,85 | f | 9. April 1975

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen