28.8.48

Rope (Alfred Hitchcock, 1948)

Cocktail für eine Leiche

Im Bewußtsein ihrer geistigen Überlegenheit erwürgen die Freunde Brandon (John Dall) und Phillip (Farley Granger) einen ehemaligen Kommilitonen: »Nobody commits a murder just for the experiment of committing it. Nobody except us.« Das Konzept des Übermenschen à la Nietzsche wird im Verlauf der sich an die Tat anschließenden Cocktailparty (zu Gast ist auch der Vater des Toten) direkt verhandelt, aber Alfred Hitchcock, der noch nie ein spezifisches Interesse für Thesenstücke zeigte, nutzt das Drama (das einen realen Fall aus den 1920er Jahren variiert) in erster Linie als Anlaß für eine inszenatorische Etüde über die Einheit von Zeit, Ort und Handlung. Die ehrgeizige Idee, »Rope« als eine einzige, ununterbrochene Einstellung (in einem Apartment mit Blick über die langsam ins Dunkel der Nacht sinkende Stadt) zu gestalten, erweist sich als ziemlich forciert, zumal die harten Schnitte des Films unsichtbarer sind als die sogenannten unsichtbaren Bildübergänge zwischen den einzelnen Rollen – paradoxerweise betont der Verzicht auf die Mittel der Montage die selbstzweckhafte Künstlichkeit des Dargebotenen. Süffisante Dialoge (»Do you know when I was a girl I used to read quite a bit.« – »We all do strange things in our childhood.«) und eine eindrucksvolle Performance von James Stewart (als intellektuell mißbrauchter Mentor der Mordbuben) verkürzen die Wartezeit bis zum Eintreffen der Polizei. PS: Die für das Jahr 1948 ungewöhnliche Präsenz eines schwulen Paares auf der Leinwand wird vermutlich durch den Umstand gerechtfertigt, daß es sich um psychopathische (dabei tadellos gekleidete) Kriminelle handelt.

R Alfred Hitchcock B Arthur Laurents, Hume Cronyn V Patrick Hamilton K Joseph Valentine, William V. Skall M diverse A Perry Ferguson Ko Adrian S William H. Ziegler P Alfred Hitchcock, Sidney Bernstein D James Stewart, John Dall, Farley Granger, Cedric Hardwicke, Edith Evanson | USA | 80 min | 1:1,37 | f | 28. August 1948

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