Die Regenschirme von Cherbourg
»Super ou ordinaire?« lautet – gesungen natürlich – die alles entscheidende Frage kurz vor Schluß dieses exzeptionellen ›film enchanté‹. Die Antwort versteht sich von selbst: Super! Super, wie in eine bonbonbunte Romanze ganz beiläufig die Melancholie, die Angst, der Krieg eingeflochten werden, bis die Liebe schließlich zum Drama wird. Super, wie sich ein pathetisches »Ich sterbe, wenn du gehst!« in die pragmatische Ehe mit einem anderen verwandelt. Super, wie Jacques Demy und Michel Legrand die bezaubernde Geneviève (Catherine Deneuve), den gefälligen Guy (Nino Castelnouvo) sowie all die anderen Heldinnen und Helden ihrer alltäglich-überspannten scènes de la vie de province den fettesten Schmalz und die beiläufigsten Mitteilungen von der ersten bis zur letzten Minute mit glockenhellen Stimmen singen lassen, ohne daß es auch nur für einen Moment peinlich oder trivial würde. »On ne meurt d’amour qu’au cinéma«, weiß die kluge, vorteilsbedachte Madame Emery (Anne Vernon), und tatsächlich werden über Trennung und Verlust zwar heiße Tränen vergossen, am Ende aber erweisen sich die immerwährenden Gefühle als so wandelbar wie der schnöde Lauf der Dinge: »Toi, tu vas bien?« – »Oui, très bien.« Was gestern war, was existentiell schien – der Regen spült es fort, der Schnee deckt es zu. »Les parapluies de Cherbourg«, das ist Kino, so groß wie das Leben selbst.
R Jacques Demy B Jacques Demy K Jean Rabier M Michel Legrand A Bernard Evein S Anne-Marie Cotret, Monique Tesseire P Mag Bodard D Catherine Deneuve, Nino Castelnuovo, Anne Vernon, Marc Michel, Ellen Farner | F & BRD | 91 min | 1:1,66 | f | 19. Februar 1964
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