11.5.51

Das Beil von Wandsbek (Falk Harnack, 1951)

Hamburg, kurz nach der »Machtergreifung«. Die Geschäfte des national gesinnten Schlachters Teetjen (Erwin Geschonneck) gehen schlecht. Zu unmodern ist sein Betrieb: ohne Kühlung keine Kunden. Da kommt das lukrative Angebot eines alten Kriegskameraden gerade recht: SS-Standartenführer Footh sucht einen Scharfrichter, der vier sondergerichtlich zum Tode verurteilte Kommunisten köpft – vor deren Exekution will der »Führer« nicht an die Elbe reisen. Teetjen erledigt den Auftrag für ein Blutgeld von 2.000 Mark. Der Laden wird aufgemöbelt, die Sache spricht sich rum, der Schlachter und seine Frau Stine (Käthe Braun) sind finanziell und menschlich ruiniert … In den kammerspielhaften Szenen zwischen den Eheleuten erreicht das kleinbürgerliche Trauerspiel um Existenzangst und Aufstiegsträume, um Verführung und Verblendung die größte Dichte; das Schlüsselbild seiner Arnold-Zweig-Adaption findet Regisseur Falk Harnack, wenn er Teetjen vor dem Spiegel des heimischen Schlafzimmerschranks als Henker posieren läßt: der Biedermann als Killer (von Recht und Ordnung), in (geliehenem) Cutaway, mit Zylinder und Maske, Großvaters Beil (»Echter Sheffield-Stahl!«) entschlossen im Anschlag. Um das intime Drama gruppieren sich die Mobilmacher und Mitkriecher der Diktatur: ein Panoptikum großmäuliger Tönespucker und hundsgemeiner Fledderer. Dagegen setzt Harnack – allzu onkelhaft-belehrend – den Widerstand gläubiger Kommunisten, die wie heroische Denkmäler ihrer selbst ins bessere Morgen blicken, wo »die rote Fahne auf dem Michel weht« … Den Kulturwächtern der jungen DDR ist die Aussage dennoch zu unscharf, zu rücksichtsvoll-verstehend erscheint ihnen der Blick auf einen armen Teufel, den Not und Unverstand zum Mörder machen: Einen Monat nach der Premiere verschwindet »Das Beil von Wandsbek« aus den deutsch-demokratischen Kinos. Und Falk Harnack geht in den Westen.

R Falk Harnack B Hans Robert Bortfeldt, Falk Harnack, Wolfgang Staudte, Werner Jörg Lüddecke V Arnold Zweig K Robert Baberske M Ernst Roters A Erich Zander, Karl Schneider S Hilde Tegener P Kurt Hahne D Erwin Geschonneck, Käthe Braun, Gefion Helmke, Willy A. Kleinau, Maly Delschaft | DDR | 111 min | 1:1,37 | sw | 11. Mai 1951