13.4.61

Schwarzer Kies (Helmut Käutner, 1961)

»Früher war es ein Kuhstall, jetzt ist es ein Saustall.« Das Dorf Sohnen im Hunsrück: 250 bundesdeutsche Seelen, daneben die 6000 Mann eines amerikanischen Jagdbomber-Stützpunkts. Tagsüber wird der Untergrund für eine weitere Startbahn der Airbase geschüttet, nachts verschiebt man gestohlenen Kies oder vergnügt sich fraternisierend in der Atlantic Bar. Die Provinz, in der Helmut Käutner sein krawalliges Sittenbild – eine wirkungsvolle Mischung aus Noir-Melodram und B-Thriller mit Westernanklängen – ansiedelt, wird von den dunklen Wolken der Weltpolitik ebenso verschattet wie von Gier und Eigennutz, Stupfsinn und Einsamkeit der zusammengewürfelten Bewohnerschaft. Die Hauptrolle des desillusionierten Kraftfahrers Robert Neidhardt hat Käutner mit Helmut Wildt besetzt, einem kantigen, sinnlichen Typen, der deutschen Ausgabe eines Jeff Chandler (»Ten Seconds to Hell«) oder eines Yves Montand (»Le salair de la peur«); ihm gegenüber: Ingmar Zeisberg als Gattin eines US-Offiziers, deren Wunsch nach Sicherheit und Ruhe auf frustrierende Weise in Erfüllung gegangen ist. Träume von einem besseren Leben führen aus dieser Endstation, wo jeder nur seinen Schnitt machen will und das erste Bumslokal am Platze von einem Holocaust-Überlebenden betrieben wird, nicht hinaus: Unter dem Dröhnen der Düsenjäger, begleitet vom Getöse der Jukebox wird im schwarzen Kiesbett der neuen Piste nicht nur ein toter Hund begraben.

R Helmut Käutner B Helmut Käutner, Walter Ulbrich K Heinz Pehlke M diverse A Gabriel Pellon S Klaus Dudenhöfer P Walter Ulbrich D Helmut Wildt, Ingmar Zeisberg, Anita Höfer, Hans Cossy, Wolfgang Büttner | BRD | 117 min | 1:1,66 | sw | 13. April 1961

# 985 | 4. Februar 2016