27.8.53

Roman Holiday (William Wyler, 1953)

Ein Herz und eine Krone

»I’d do just whatever I liked all day long.« 1953, im Frühling des Paparazzi-Zeitalters, wissen Royals noch, was sich gehört: Einen Tag frei nehmen – warum nicht; inkognito Eis essen – gebongt; einen Bürgerlichen küssen – geht klar (sogar wenn es sich um einen Amerikaner handelt). Aber dann folgt man auch schon wieder ergeben dem Ruf der Pflicht: Pressekonferenz, Worthülsen, shake hands, business as usual … William Wyler reichert seine attraktive Rom-Romcom um eine Thronfolgerin auf (vorübergehenden) Abwegen und einen Reporter auf (verheißungsvoller) Großwildjagd ausgiebig mit touristischen Highlights und possierlichen Italien-Klischees an; »Roman Holiday« besticht indes vor allem durch die bezaubernde Hauptdarstellerin: Audrey Hepburn ist so zartblütig, so magazinschön, so prinzessinenhaft, daß über jeder Einstellung das Funkeln von Kronjuwelen zu flimmern scheint. Für ein makelloses Lächeln ihrer Hoheit opfert Gregory Peck – als Journalist mit Riecher (»It’s always open season on princesses.«) und Ethos (!) – sogar die Story seines Lebens. Seufz.

R William Wyler B Dalton Trumbo, John Dighton K Henri Alekan, Franz Planer M Georges Auric A Hal Pereira, Walter H. Tyler S Robert Swink P William Wyler D Gregory Peck, Audrey Hepburn, Eddie Albert, Hartley Power, Harcourt Williams | USA & I | 118 min | 1:1,37 | sw | 27. August 1953

26.8.53

I vitelloni (Federico Fellini, 1953)

Die Müßiggänger

»›Warum tun sie den ganzen Tag nichts?‹ – ›Das wissen nicht einmal sie selber.‹« Fünf Freunde in einem italienischen Provinzkaff. Sie haben die 30 hinter sich gelassen und nichts auf die Reihe gekriegt – Taugenichtse, Tagediebe, Prahlhänse, phlegmatisch und fidel, lümmelhaft und doch irgendwie liebenswert. Sie sitzen im Café, starren aufs Meer, lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Sie warten – aber worauf? –: ein notorischer Weiberheld, ein verkrachter Dramatiker, ein aufgeblasenes Muttersöhnchen, ein sangesfroher Dicker und einer, ein einziger, der ahnt, daß hinter dem Tellerrand (des Städtchens, der Bequemlichkeit, der Angst vor der eigenen Courage) etwas anderes liegen könnte: das Leben möglicherweise. In der ihn kennzeichnenden Mischung aus karikierendem Naturalismus und nachsichtiger Liebe reiht Federico Fellini Episoden aus dem tristen und grauen und engen Dasein seiner Protagonisten aneinander: Miss-Wahlen und Kinobesuche, Hochzeiten und Faschingsbälle, melancholische Lustbarkeiten und burleske Tragödien, imaginäre Hoffnungen auf ein besseres Morgen – und einen, einen einzigen, konkreten Aufbruch in die ungewisse Zukunft.

R Federico Fellini B Federico Fellini, Ennio Flaiano, Tullio Pinelli K Ortello Martelli, Carlo Carlini, Luciano Trasatti M Nino Rota A Mario Chiari S Rolando Benedetti P Jacques Bar, Mario De Vecchi, Lorenzo Pegoraro D Franco Interlenghi, Alberto Sordi, Franco Fabrizi, Leopoldo Trieste, Riccardo Fellini | I & F | 107 min | 1:1,37 | sw | 26. August 1953