8.12.43

Immensee (Veit Harlan, 1943)

»Ein deutsches Volkslied« verheißt der Untertitel, aber Veit Harlan wäre nicht Veit Harlan, würde er nicht die zarte Weise von Liebe, Treue und Verzicht zur volltönenden Schicksalsmelodie aufpumpen. »Immensee« ist der erste Teil eines (parallel produzierten) gefühlsschäumenden Agfacolor-Diptychons über empfindliche Dreiecksbeziehungen: In idyllischer norddeutscher Landschaft steht Elisabeth (Kristina Söderbaum) zwischen zwei Männern – Reinhart, einem angehenden Komponisten (liebenswert und flatterhaft: Carl Raddatz), und Erich, dem Erben eines stattlichen Gutshofes (gutherzig und ein bißchen dröge: Paul Klinger). Während ihr der eine gleich dutzendweise Liebeslieder zueignet, es mit dem »nur du allein« aber nicht allzu genau nimmt, versichert sie der andere in stummer Ergriffenheit seiner unverbrüchlichen Zuneigung. Es kommt, wie es zumeist kommt im großdeutschen Melodram: sie nimmt (unter Tränen) den Langweiler (weil der andere in der Welt herumstreunt), erkennt schließlich (als er ihrer entsagen will) die Tiefe der ehemännlichen Gefühle – und bleibt dem Gatten treu bis über seinen Tod hinaus. Als versierter Kitschier geizt Harlan zwar weder mit Symbolen (Ziervögel in Käfigen, Seerosen im Teich und auf Torten) noch mit dem Einsatz der heißgeliebten Engelschöre, in der künstlerischen Summe bleibt »Immensee« jedoch wesentlich ausgewogener (und erzählerisch konzentrierter) als sein Gegenstück, der unbeherrschte »Opfergang«.

R Veit Harlan B Veit Harlan, Alfred Braun V Theodor Storm K Bruno Mondi M Wolfgang Zeller A Erich Zander, Karl Machus S Friedrich Karl von Puttkammer P Veit Harlan D Kristina Söderbaum, Carl Raddatz, Paul Klinger, Carola Toelle, Max Gülstorff | D | 95 min | 1:1,37 | f | 8. Dezember 1943