25.2.59

Some Like It Hot (Billy Wilder, 1959)

Manche mögen’s heiß

Chicago, 1929: Die Bande von ›Toothpick Charlie‹ fällt einer Maschinengewehrattacke der rivalisierenden Gang von ›Spats Colombo‹ (George Raft als seine eigene Legende) zum Opfer. Eher selten beginnen Komödien mit einem Blutbad – hier dient es vor allem dazu, die Zeugen des Mafia-Shootouts, zwei arbeitslose Musiker, einen Film lang in tarnender Frauengarderobe festzuhalten. Die beiden tauchen kurzerhand in einer Damenkapelle ab – unter den Solistinnen: Sugar Kowalski alias Marilyn Monroe (»I always get the fuzzy end of the lollipop.«) –, wo Joe/Josephine (Tony Curtis/Saxophon) lediglich eine Rolle spielt, während Jerry/ Daphne (Jack Lemmon/Baßgeige) voll und ganz in der Maske aufgeht: Jerry: »I’m engaged.« – Joe: »Congratulations. Who's the lucky girl?« – Jerry: »I am!« Billy Wilders »Some Like It Hot« feuert – seiner Zeit weit voraus, will sagen: lange vor der Entwicklung von Gendertheorien – eine Garbe von Pointen auf die klassischen Geschlechtsbilder ab: Joe: »Why would a guy wanna marry a guy?« – Jerry: »Security!«

R Billy Wilder B Billy Wilder, I. A. L. Diamond K Charles Lang M Adolph Deutsch A Ted Haworth S Arthur P. Schmidt P Billy Wilder D Marilyn Monroe, Tony Curtis, Jack Lemmon, George Raft, Joe E. Brown | USA | 120 min | 1:1,66 | sw | 25. Februar 1959

11.2.59

Die Halbzarte (Rolf Thiele, 1959)

Romy Schneider, wild entschlossen, sich vom Sissi-Image zu befreien, spielt für Rolf Thiele eine resche Tochter aus musischem Wiener Hause, die – um die stets klamme Familienkasse aufzubessern – einen rattenscharfen »autobiographischen« Bestseller verfaßt. Der erhoffte Skandal tritt ein, das Geld sprudelt, das Buch wird ein Bühnenerfolg, ein Broadway-Produzent (Carlos Thompson) will die Rechte kaufen – und Romy hat ein Problem. Glaubt doch jetzt alle Welt, sie sei das lüsterne junge Ding mit viel Erfahrung, (über) das (sie) geschrieben hat. Interessant an »Die Halbzarte« sind neben Bele Bachems zuckerbäckerhafter Ausstattung vor allem die Haken, die ein sogenannter erotischer Film in den 1950er Jahren schlagen muß, um alles zu behaupten und nichts zu zeigen.

R Rolf Thiele B Hans Jacoby K Klaus von Rautenfeld M Hans-Martin Majewski A Bele Bachem, Otto Pischinger, Herta Pischinger S Henny Brünsch P Karl Ehrlich D Romy Schneider, Carlos Thompson, Magda Schneider, Josef Meinrad, Gertraud Jesserer | A | 91 min | 1:1,37 | f | 11. Februar 1959

1.2.59

City of Fear (Irving Lerner, 1959)

Stadt in Gefahr

»I’m not an animal. I’m a person. I want things.« Vince Ryker (Vince Edwards), entflohener Sträfling aus San Quentin, taucht in Los Angeles unter. Seine ganze Habe ist eine gestohlene Metallbüchse, von der er annimmt, sie enthalte ein Pfund reinen Heroins – in Wirklichkeit aber birgt sie hochradioaktives Cobalt-60. Verschlossen bedeutet der Behälter den sicheren Tod für seinen nichtsahnenden Besitzer, würde der Deckel geöffnet, bestünde akute Kontaminierungsgefahr für die Millionenstadt … Irving Lerners straffes Krimidrama zeigt in wirkungsvollen Parallelmontagen die kriminelle Geschäftstätigkeit des vergifteten, immer schwächer werdenden Flüchtlings (der glaubt, sich eine schwere Erkältung eingefangen zu haben) und die zunehmend verzweifelten (vor der Öffentlichkeit geheimgehaltenen) polizeilichen Anstrengungen, das verhängnisvolle Gefäß aufzuspüren. Überhaupt bestimmen gestalterische Kontraste die Inszenierung: Kameramann Lucien Ballard kombiniert die statische Tristesse steriler Innenräume mit hektischen Autofahrten durch die Stadt, mischt funktionale On-location-Fotografie und expressive Low-key-Aufnahmen; die fulminante Tonspur verbindet Jerry Goldsmiths bald fiebrig treibende, bald gespenstisch schwebende Musik mit dem aufgeregten Sirenengeheul der Einsatzwagen und dem unheilverkündenden Knirschen der Geigerzähler. Dabei steuert »City of Fear« (dessen Story Erinnerungen an zwei andere Nuklear-Thriller wachruft: Matés fatalistischen »D.O.A.« und Aldrichs exaltierten »Kiss Me Deadly«) ohne Umschweife auf sein süffisantes Ende zu: Vince, starrsinnig davon überzeugt, das große Los gezogen zu haben, klammert sich bis zuletzt, keuchend, schwitzend, stöhnend, an sein Verderben: »It’s worth a million!«

R Irving Lerner B Steven Rich, Robert Dilllon K Lucien Ballard M Jerry Goldsmith A Jack Poplin S Robert Lawrence P Leon Chooluck D Vince Edwards, Lyle Talbot, John Archer, Steven Ritch, June Marlowe, Joseph Mell | USA | 75 min | 1:1,85 | sw | 1. Februar 1959

# 886 | 25. Juni 2014