29.6.79

Bloodline (Terence Young, 1979)

Blutspur

Nach dem Mord an ihrem Vater sieht sich die Erbin eines Schweizer Pharmakonzerns tödlichen Nachstellungen aus der geldgeilen Verwandtschaft ausgesetzt; alle sind verdächtig, denn jeder hat triftigen Grund, das traditionsreiche Familienunternehmen an der Börse in Cash zu verwandeln … Die Panik in den Augen von Audrey Hepburn ist vermutlich nicht der Höllenangst der von ihr gespielten Elizabeth Roffe geschuldet sondern dem blanken Entsetzen über das hirnverbrannte Unterfangen, auf das sie sich eingelassen hat, als sie die (Haupt-)Rolle in diesem Film annahm. »Bloodline«, eine konfuse amerikanisch-bundesdeutsche Coproduktion mit apathischem All-Star-Cast, geht bei aller handwerklichen Stümperhaftigkeit und erzählerischen Idiotie leider nicht als guilty pleasure durch: Auch wenn Gert Fröbe als Kommissar neckische Zwiesprache mit einem Ermittlungscomputer hält oder, in einer völlig unerklärlichen Parallelhandlung, ein Frauenkiller seine Taten snuff-cinéastisch auswertet, versandet in diesem Fall das heimliche Vergnügen, das manch andere filmische Entartung mit sich bringt, in hochgestochener Langeweile und in der Erschütterung, Profis wie Terence Young, Ennio Morricone, Freddie Young und Schauspiellegenden wie Romy Schneider, James Mason, Maurice Ronet so tief sinken zu sehen.

R Terence Young B Laird Koenig V Sidney Sheldon K Freddie Young M Ennio Morricone A Ted Haworth S Bud Molin P Sidney Beckermann, David V. Picker D Audrey Hepburn, Ben Gazarra, James Mason, Omar Sharif, Gert Fröbe | USA & BRD | 116 min | 1:1,66 | f | 29. Juni 1979

26.6.79

Moonraker (Lewis Gilbert, 1979)

James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim

James Bonds unheimliche Begegnungen der vierten Art – und quasi eine Spiegelung des Vorgängers »The Spy Who Loved Me«: oben statt unten, Kosmos statt Tiefsee. 007s Widersacher Sir Hugo Drax (ominös: Michael Lonsdale) plant die Auslöschung der Menschheit (immerhin 4,4 Milliarden) und die Züchtung einer perfekten Herren-(und Damen-)Rasse im keimfreien Orbit. Übermensch Bond (mit jeder Faser in seiner Rolle: Roger Moore) kann dies natürlich nicht dulden. Das Drehbuch (Christopher Wood) ist angemessen schwerelos und bar jeder Dreingabe von störendem Realismus, die surreal-elegante Verknüpfung von französischem Barock und Space-Shuttle-Futurismus, von venezianischer Noblesse und brasilianischer Sinnlichkeit schafft einen fantastisch-grenzenlosen Welt-Raum, ergo ein angemessenes Spiel-Feld für den legendären Agenten Ihrer Majestät. Im gleichen Maße, wie allen Beteiligten nach und nach sämtliche Sicherungen durchknallen, entwickelt sich »Moonraker« zu einem stratosphärischen Höhepunkt der unsterblichen Filmreihe. Sonstige Bond-Spezifika: letzte Einsätze von Bernard Lee (›M‹), Ken Adam (Bauten), Shirley Bassey (Stimme) und Lewis Gilbert (Regie) – somit auch das Ende einer Ära. 

R
Lewis Gilbert B Christopher Wood V Ian Fleming K Jean Tournier M John Barry A Ken Adam S John Glen P Albert R. Broccoli D Roger Moore, Lois Chiles, Michael Lonsdale, Richard Kiel, Bernard Lee | UK & F | 126 min | 1:2,35 | f | 26. Juni 1979