13.2.48

Call Northside 777 (Henry Hathaway, 1948)

Kennwort 777

»What’s the matter, won’t the pieces fit together?« Einmal mehr nutzt Henry Hathaway semidokumentarische Gestaltungsmittel, um eine Geschichte aus dem wahren Leben in ein kühles Noir-Drama zu verwandeln. Elf Jahre nach der Verurteilung von Frank Wiecek (Richard Conte) wegen Polizistenmordes bietet die Mutter des vermeintlichen Täters per Zeitungsannonce demjenigen 5.000 Dollar, der die Unschuld ihres Sohnes beweist. P. J. McNeal (James Stewart), Reporter der ›Chicago Times‹, wird von seinem Chefredakteur (Lee J. Cobb) auf die Spur des Falles gesetzt. Der mit allen journalistischen Wassern gewaschene Skeptiker sieht zunächst lediglich eine (in wilden Prohibitionszeiten wurzelnde) human-interest story, stößt jedoch bald schon – im nagenden Widerspruch zur eigenen (= vorgefaßten) Meinung – in Akten und Archivalien auf diverse Ungereimtheiten, die ihn schließlich von der Unsauberkeit des Verfahrens überzeugen. Hathaway dreht nicht nur an Originalschauplätzen (in den proletarisch-pittoresken polnischen Vierteln von Chicago), er bringt auch modernste Technik wie Funkbildübertragung und den Lügendetektor (vorgestellt und bedient von seinem Erfinder Leonarde Keeler) erzählerisch zum Einsatz, um das kriminalistische Puzzle filmisch wirkungsvoll zusammenzusetzen. Am Ende steht, neben einer Apologie der (späten) Gerechtigkeit und der Selbstheilungskräfte des Systems, die Erkenntnis, daß die Teile des Ganzen nie ein falsches Bild ergeben – sofern sie aus der richtigen Perspektive betrachtet werden.

R Henry Hathaway B Jerome Cady, Jay Dratler, Leonard Hoffman, Quentin Reynolds V James P. McGuire K Joseph MacDonald M Alfred Newman A Lyle R. Wheeler, Mark-Lee Kirk Ko Kay Nelson S J. Watson Webb Jr. P Otto Lang D James Stewart, Lee J. Cobb, Richard Conte, Helen Walker, Kasia Orzazewski | USA | 112 min | 1:1,37 | sw | 13. Februar 1948

# 1185 | 5. Januar 2020