26.3.43

Hangmen Also Die! (Fritz Lang, 1943)

Auch Henker sterben

»Heydrich been shot!« Schüsse auf den Schlächter oder: Ein Mörder wird ermordet. Fritz Lang und Bertolt Brecht, zwei deutsche Emigranten in Hollywood, nehmen das gelungene Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren und Chef des Reichssicherheitshauptamtes zum Anlaß, das Wirken zweier gegnerischer Kräfte zu beschreiben, der übermächtigen (vollkommen skrupellos agierenden) großdeutschen Geheimpolizei im besetzten Prag und der hochgradig gefährdeten (dabei allgegenwärtigen) tschechischen Untergrundbewegung. Waltet das eine System als straff durchorganisierter, krakenhafter Apparat, erscheint das andere als ebenso filigranes wie fest geknüpftes Netzwerk, das Stadt und Bevölkerung mycelartig durchdringt. Willkür, Folter und Terror der (verbrecherischen) Macht setzt der (freiheitliche) Widerstand (nicht nur) Ungehorsam, Sabotage und Idealismus entgegen. Eher raffiniert gebautes Spannungsdrama Langscher Prägung als didaktisches Lehrstück im Brechtschen Sinne, stellt »Hangmen Also Die!« bei aller propagandistischen Zustimmung für die Sache der Antifaschisten (»Die if you must, / for a cause that’s just. / But shout to the end: / ›No Surrender!‹«) auch die Frage, ob der (politische) Zweck tatsächlich alle (gewalttätigen) Mittel heilige.

R Fritz Lang B Fritz Lang, Bertolt Brecht, John Wexley K James Wong Howe M Hanns Eisler A William Darling S Gene Fowler Jr. P Fritz Lang, Arnold Pressburger D Brian Donlevy, Walter Brennan, Ann Lee, Gene Lockhart, Alexander Granach | USA | 134 min | 1:1,37 | sw | 26. März 1943

# 1105 | 23. April 2018

3.3.43

Münchhausen (Josef von Báky,1943)

»Abenteuer, Krieg, fremde Länder und schöne Frauen.« Zum ihrem 25. Geburtstag baut sich die (im Ersten Weltkrieg von der Obersten Heeresleitung zu Propagandazwecken aus der Taufe gehobene) UFA ein farbrauschendes Zelluloid-Luftschloß der Extraklasse. Die von »Filmminister« Dr. Goebbels persönlich in Auftrag gegebene Leinwandadaption der größten Lügengeschichte aller Zeiten führt den regsamen Baron Münchhausen (Hans Albers in bester Hoppla-jetzt-komm-ich-Laune) vom Stammschloß in der beschaulichen niedersächsischen Provinz über St. Petersburg, Istanbul, Venedig bis auf den Mond: ein prunkvolles Fest des Eskapismus, eine verwegene Flucht in die Phantasie, ein bumsfideler Ritt auf der Kanonenkugel – ein kinematographisches Leistungsschaustück mitten im totalen Krieg. Das von Erich Kästner (unter einem Pseudonym, das nicht genannt werden durfte) geschriebene, von Josef von Báky eher mit Bombast denn mit Grandezza ins Werk gesetzte Drehbuch schert sich nur wenig um erzählerische Stringenz; abrupte Szenenwechsel schaffen immer wieder neue Anlässe für tricktechnische Kapriolen sowie gewaltige Kostüm-, Kulissen- und Komparserie-Eruptionen, in denen die Kurzauftritte illustrer Persönlichkeiten des galanten Europa (Graf Cagliostro, Katharina die Große, Casanova) beinahe untergehen. Auch wenn sich gegen Ende des Agfacolor-Spektakels dunklere Töne einschleichen (»Die Zeit ist kaputt.«), wenn gar die Unsterblichkeit des unsterblichen Helden in Frage gestellt wird, obsiegt letztlich der Eindruck ungezügelter filmischer Großmannssucht.

R Josef von Báky B (ungenannt) Erich Kästner V Rudolf Erich Raspe, Gottfried August Bürger K Werner Krien, Konstantin Irmen-Tschet M Georg Haentzschel A Emil Hasler, Otto Gülstorff S Milo Harbich, Walter Wischniewsky P Eberhard Schmidt D Hans Albers, Brigitte Horney, Ilse Werner, Leo Slezak, Ferdinand Marian, Hermann Speelmans | D | 114 (134) min | 1:1,37 | f | 3. März 1943

# 1022 | 25. August 2016