»Abenteuer, Krieg, fremde Länder und schöne Frauen.« Zum ihrem 25. Geburtstag baut sich die (im Ersten Weltkrieg von der Obersten Heeresleitung zu Propagandazwecken aus der Taufe gehobene) UFA ein farbrauschendes Zelluloid-Luftschloß der Extraklasse. Die von »Filmminister« Dr. Goebbels persönlich in Auftrag gegebene Leinwandadaption der größten Lügengeschichte aller Zeiten führt den regsamen Baron Münchhausen (Hans Albers in bester Hoppla-jetzt-komm-ich-Laune) vom Stammschloß in der beschaulichen niedersächsischen Provinz über St. Petersburg, Istanbul, Venedig bis auf den Mond: ein prunkvolles Fest des Eskapismus, eine verwegene Flucht in die Phantasie, ein bumsfideler Ritt auf der Kanonenkugel – ein kinematographisches Leistungsschaustück mitten im totalen Krieg. Das von Erich Kästner (unter einem Pseudonym, das nicht genannt werden durfte) geschriebene, von Josef von Báky eher mit Bombast denn mit Grandezza ins Werk gesetzte Drehbuch schert sich nur wenig um erzählerische Stringenz; abrupte Szenenwechsel schaffen immer wieder neue Anlässe für tricktechnische Kapriolen sowie gewaltige Kostüm-, Kulissen- und Komparserie-Eruptionen, in denen die Kurzauftritte illustrer Persönlichkeiten des galanten Europa (Graf Cagliostro, Katharina die Große, Casanova) beinahe untergehen. Auch wenn sich gegen Ende des Agfacolor-Spektakels dunklere Töne einschleichen (»Die Zeit ist kaputt.«), wenn gar die Unsterblichkeit des unsterblichen Helden in Frage gestellt wird, obsiegt letztlich der Eindruck ungezügelter filmischer Großmannssucht.
R Josef von Báky B (ungenannt) Erich Kästner V Rudolf Erich Raspe, Gottfried August Bürger K Werner Krien, Konstantin Irmen-Tschet M Georg Haentzschel A Emil Hasler, Otto Gülstorff S Milo Harbich, Walter Wischniewsky P Eberhard Schmidt D Hans Albers, Brigitte Horney, Ilse Werner, Leo Slezak, Ferdinand Marian, Hermann Speelmans | D | 114 (134) min | 1:1,37 | f | 3. März 1943
# 1022 | 25. August 2016
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