Die phantastische Reise
Kaum ist der Weltraum mittels Raketentechnik in greifbare Nähe gerückt, wendet sich das Kino nach Innen: Der menschliche Körper wird zum Universum, dessen unendliche Weiten gefahrvolle Abenteuer bereithalten. Dank der Möglichkeit, jedes beliebige Objekt (wenn auch nur für eine Zeitspanne von 60 Minuten) auf Mikrobengröße zu miniaturisieren, kann ein U-Boot mit fünfköpfiger Besatzung ins Gehirn eines eminent wichtigen Gelehrten entsandt werden, um dort ein von außen nicht operables Blutgerinsel zu entfernen. Richard Fleischer überspielt die spinnerte Prämisse der Story durch eine betont sachlich inszenierte, auf jede Musikuntermalung verzichtende erste halbe Stunde, die gleichsam die realistische Rampe für die folgende sagenhafte Fahrt durch Blutbahnen und Lungenbläschen, Gehörgänge und Sehnerven bildet. Auf der Reise offeriert Fleischer reichlich Lavalampen-Psychedelik (die Ausstattung besorgte Jack Martin Smith, der unter anderem Minnellis bunt-nostalgisches St. Louis und Cleopatras überkandideltes Ägypten entwarf) sowie manchen pseudophilosophischen Gemeinplatz (»We stand in the middle of infinity between outer and inner space, and there’s no limit to either.«), doch die wirkungsvoll mit Thriller- und Actionelementen angereicherte, in Echtzeit erzählte Wissenschaftsphantasmagorie bietet auch unvergeßliche Momente: Raquel Welch von Antikörpern gewürgt, Arthur Kennedy im Laserkampf gegen einen Thrombus, Donald Pleasence von Leukozyten attackiert, zu guter Letzt Menschen im Tränenbad – »things no one has ever seen before«.
R Richard Fleischer B Harry Kleiner, David Duncan K Ernest Laszlo M Leonard Rosenman A Jack Martin Smith, Dale Hennesy S William B. Murphy P Saul David D Stephen Boyd, Donald Pleasence, Arthur Kennedy, Raquel Welch, Edmond O’Brien | USA | 100 min | 1:2,35 | f | 24. August 1966
# 1080 | 12. Oktober 2017
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