20.11.45

Yolanda and the Thief (Vincente Minnelli, 1945)

Yolanda und der Dieb

Ein bonbonbuntes Wolkenkuckucksheim, ein filmisches Schaumbad in Eskapismus und Kulissenbarock, eine subtropische Fieberfantasie aus dem imaginären lateinamerikanischen Staat Patria: Am Tag ihrer Volljährigkeit wird Yolanda Aquavita (Lucille Bremer) aus der Klosterschule in die Welt entlassen. Die lebensfremde Erbin eines riesigen Vermögens, sehnt sich, eingeschüchtert von den Obliegenheiten einer zigfachen Millionärin, nach der liebevollen Fürsorge ihres himmlischen Schutzengels – eine Rolle, in die der charmante Hochstapler Johnny Riggs (Fred Astaire) nur allzu gerne hineinschlüpft: »You have trouble about money. I shall relieve you of it … the trouble, I mean.« Vincente Minnellis maßlos-synthetisches Musical, ein Paradebeispiel für den More-is-more-Furor der MGM-Traumwäscherei, benutzt das dürre Handlungsgerippe lediglich als Vorwand für das Abfeiern luxuriös-pseudokaribischer Trugbilder in extraordinären Dekorationen. Rauschhafte Höhepunkte der geistesabwesenden Fabel sind zwei überlange Shownummern, eine surreale (Angst-)Traumsequenz und ein opulenter Karneval, irre Kumulationen von Lamas und Sombreros, Tänzern und Komparsen, Schleiern und Konfetti, eingefangen von Charles Roshers beschwipst kurvender Kamera. Das unabwendbar harmonische Finale sieht den falschen Engel märchenhaft geläutert von der engelhaften Einfalt seiner gutbetuchten Beute: »This is a day for love, / this is a day for song. / And all together we will merrily walk along.«

R Vincente Minnelli B Irving Brecher, Jacques Théry, Ludwig Bemelmans K Charles Rosher M Lennie Hayton A Cedric Gibbons, Jack Martin Smith S George White P Arthur Freed D Fred Astaire, Lucille Bremer, Frank Morgan, Mildred Natwick, Leon Ames | USA | 108 min | 1:1,37 | f | 20. November 1945

# 943 | 10. Februar 2015

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