17.3.61

Les godelureaux (Claude Chabrol, 1961)

Speisekarte der Liebe

Eine hysterische Gesellschaftsfarce, eine absurde Rachekomödie, ein nutzloser Film über nutzlose Menschen … Es beginnt eines schönen Tages auf dem boulevard Saint-Germain. Arthur (Charles Belmont) und seine Bande kommen mit ihrem Oldtimer angerauscht und finden den angestammten Parkplatz vor dem café de Flore besetzt. Der dort unstatthaft abgestellte Sportwagen wird kurzerhand weggetragen. Dessen Besitzer Ronald (Jean-Claude Brialy) schwört – »bei Satan!« – Vergeltung für den erlittenen Insult. Die übermütige Ambroisine (Bernadette Lafont) dient ihm als Werkzeug … Claude Chabrol persifliert Robert Bressons moralische Erzählung »Les dames de bois de Boulogne« als nihilistische Groteske der besitzenden Klasse: Die indiskret-uncharmante Pariser Bourgeoisie erscheint als Hort des galoppierenden Stumpfsinns und der freudlosen Dekadenz. Die ›godelureaux‹ (≈ geckenhafte Verführer) sind traurige Spaßvögel, die Stinkbomben werfen, Juckpulver verstreuen, Wohltätigkeitsveranstaltungen aufmischen und vor allem: Gefühle manipuieren, unterminieren, destruieren. Immer wieder (etwa indem er eine neo-römische (Zerstörungs-)Orgie mit einem gutbürgerlichen Abendessen parallelschneidet) weist Chabrol darauf hin, daß fiebriger Nonkonformismus und biedere Konvention zwei Seiten einer banalen Medaille sind.

R Claude Chabrol B Claude Chabrol, Paul Gégauff, Éric Ollivier V Éric Ollivier K Jean Rabier M Pierre Jansen A Charles Merangel S James Cuenet P Raymond Hakim, Robert Hakim D Jean-Claude Brialy, Bernadette Lafont, Charles Belmont, André Jocelyn, Jean Tissier | F & I | 99 min | 1:1,66 | sw | 17. März 1961

# 843 | 10. März 2014

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