Jane, Ginette, Rita und Jacqueline arbeiten in einem Pariser Haushaltswarengeschäft (in das sich nie ein Kunde zu verirren scheint). Mitleidlos-spöttisch beobachtet Claude Chabrol Szenen aus dem Leben der vier jungen Angestellten, folgt ihnen durch ihre Tage und ihre Nächte, zeigt ihren Überdruß und die triste Banalität ihrer Träume, ihre Enttäuschungen und ihre inkonsequenten Fluchtversuche aus dem lähmendem Alltag, ihre Blindheit und ihr zielloses Warten darauf, daß etwas geschieht, daß einer kommt, ein Retter, ein Prinz. Die Männer sind indes nicht besser: Wenn frau nur an geile Nachsteller, an exzentrische Lustgreise, an bornierte Kleinbürger gerät, kann sie von Glück sagen. »Les bonnes femmes«, gleichermaßen überscharfe Verhaltensstudie und satirisches Gesellschaftsbild, verschränkt eine Komödie der Irrungen mit einem Trauerspiel der Flausen, läßt ein tristes Kaleidoskop der Beziehungslosigkeit rotieren, übt beißende Kritik an der Akzeptanz erstarrter Geschlechterrollen: Ohne Bewußtwerdung gibt es keine Liebe, nur fade Erotik oder naive Fantasien oder sonderbare Fetische (wie das mit dem Blut eines Guillotinierten getränkte Taschentuch, das die ältliche Kassiererin Madame Louise hütet) oder Schlimmeres … Die Coda des Films bildet ein freudloses Tanzvergnügen. Über die Schulter eines anonymen Mannes geht der leere Blick einer Frau direkt ins Auge des Zuschauers. Da ist kein Licht am Ende des Tunnels, es blinken nur die flüchtigen Reflexe der sich ewig drehenden Spiegelkugel verlorener Illusionen.
R Claude Chabrol B Paul Gégauff, Claude Chabrol K Henri Decaë M Pierre Jansen, Paul Misraki A Jacques Mély S Jacques Gaillard P Raymond Hakim, Robert Hakim D Bernadette Lafont, Stéphane Audran, Clotilde Joano, Lucile Saint-Simon, Ave Ninchi, Mario David | F & I | 100 min | 1:1,66 | sw | 22. April 1960
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