22.2.63

Der Fluch der gelben Schlange (Franz Josef Gottlieb, 1963)

Die »Gelbe Gefahr« – eine unverwüstliche Angstfantasie der abendländischen Zivilisation. Schon Napoleon Bonaparte mahnt: »Laßt China schlafen. Wenn es erwacht, wird die Welt es bedauern.« Während des Kalten Krieges kursiert im Westen das Scherzwort: »Der Optimist lernt Russisch, der Pessimist Chinesisch.« Hergé-Schüler Edgar P. Jacobs eröffnet seine grandiose Comic-Serie »Blake und Mortimer« mit einem Angriff des »gelben Reiches« auf die »freie Welt«. Und auch der Berliner Produzent Artur Brauner warnt eindringlich vor der asiatischen Bedrohung: In der CCC-Edgar-Wallace-Adaption »Der Fluch der gelben Schlange« formiert sich unter Führung des spinnerten britisch-chinesischen Halbblutes Fing-Su (Pinkas Braun mit künstlichen Schlitzaugen) eine Untergrundarmee, die dem Reich der Mitte wieder alte Geltung verschaffen will; mit Goebbels-Timbre schwört der Eiferer seine Jünger auf das blutige Endspiel um die Weltherrschaft ein. (Joachim Fuchsberger und Eddi Arent machen dem bösen Chink freilich einen Strich durch die Rechnung.) … In den besseren Momenten des reichlich zerfahren erzählten Films transzendiert Regisseur Franz Josef Gottlieb den rabiaten Rassismus des Drehbuchs in kryptopolitisches Paranoiakino zwischen Fritz-Lang-Papp-Exotismus und dämonisch-parodistischer »Fantômas«-Maskerade.

R Franz Josef Gottlieb B Janne Furch, Franz Josef Gottlieb V Edgar Wallace K Siegfried Hold M Oskar Sala A Hans-Jürgen Kiebach, Ernst Schomer S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Joachim Fuchsberger, Pinkas Braun, Brigitte Grothum, Eddi Arent, Werner Peters | BRD | 98 min | 1:1,66 | sw | 22. Februar 1963

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