Fast scheint es, als hätte Alfred Vohrer gewußt, daß er mit dieser kruden Rachegeschichte um Drogen- und Mädchenhandel seinen Edgar-Wallace-Abschied gibt – so spielerisch wirft er die Prämissen der Reihe über den Haufen, so souverän ignoriert er etwaige Erwartungshaltungen. Keine verwinkelten Herrenhäuser, kein wabernder Nebel, kein dämonischer Kinski, kein hochanständiger Fuchsberger. Statt dessen jede Menge schwuler Anzüglichkeiten und Dutzende schwingender Mädchenbeine, viel frivoles Artistenmilieu und wüste Farbexzesse (Kamera: Karl Löb). Die subgenretypische Mischung aus Gemetzel und Klamauk funktioniert (nicht zuletzt Dank ›Hubsi‹ von Meyerinck in der Rolle des hitzig-verkalkten Scotland-Yard-Chefs Sir Arthur) so gut wie selten zuvor; zudem bietet »Der Mann mit dem Glasauge« eine der vielleicht bösesten Mutterfiguren der Filmgeschichte: Die von Friedel Schuster eindrucksvoll gespielte Lady Sharringham (deren eiserne Damenhaftigkeit wie eine unheimliche Vorausblende auf Margaret Thatcher wirkt) kann es durchaus aufnehmen mit matriarchalen Monstren vom Schlage einer Mrs. Iselin oder einer Mrs. Bates selig.
R Alfred Vohrer B Paul Hengge V Edgar Wallace K Karl Löb M Peter Thomas A Wilhelm Vorweg, Walter Kutz S Jutta Hering P Horst Wendlandt D Horst Tappert, Karin Hübner, Hubert von Meyerinck, Fritz Wepper, Friedel Schuster | BRD | 87 min | 1:1,85 | f | 21. Februar 1969
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