7.3.75

Serkalo (Andrei Tarkowski, 1975)

Der Spiegel

Bewußtseinsstrom? Privatmythologie? Reflexion? Mystizismus? Der Wald. Das Wasser. Der Wind. Das Zimmer. Das Buch. Die Kunst. Frauen mit Dutt, die in die Landschaft sehen. Scheunen, die im Regen brennen. Gedichte, die durch die Räume der Erinnerung schweben. Mütter, die wie Ehefrauen aussehen, die wie Mütter aussehen, die wie Ehefrauen aussehen. Väter, die Söhne zurücklassen, die zu Vätern werden, die Söhne zurücklassen. Söhne, die stottern, und die sich als Männer mit ihren Frauen streiten, und die sich irgendwann zum Sterben legen und dann an ihre Mütter denken, die in die Landschaft sehen, und an ihre Väter, von denen sie zurückgelassen wurden. Das Rad, es dreht sich, es dreht sich immer im selben Matsch, im Matsch der großen Geschichte, durch die sich das Schicksal des Einzelnen (des Vereinzelten) quält: durch allgegenwärtigen Krieg und durch die bodenlose Angst unter den starren Augen jener, deren Name nicht genannt werden darf, durch den Strom der aufgehetzten Massen und durch die Drohung mit endgültiger Vernichtung. Und das Innere, das Ich ist ein Spiegel des Äußeren, der Welt, und das Äußere, die Welt ist ein Spiegel des Inneren, des Ichs, und das Leben ist ein Sprung in den Brunnen der Zeit, und die Zeit steht still in der Ewigkeit der Schöpfung, und sie rast durch Grotten, die kein Mensch ersann, zum sonnenlosen Meer, und die Seele ist ein Gespinst von Reminiszenzen und Träumen, von Phantasien und Illusionen, und der Glaube ist ein Kelch auf einem Tisch, und die Liebe ist eine Frau mit einem Kind, und die Hoffnung ist ein Vogel, der auffliegt aus einer Hand. Bewußtseinsstrom. Privatmythologie. Reflexion. Mystizismus. Tarkowski.

R Andrei Tarkowski B Andrei Tarkowski, Alexander Mischarin, Arseni Tarkowski (Gedichte) K Georgi Rerberg M diverse A Nikolai Dwigubski S Ljudmila Feiginowa P Mosfilm D Margarita Terechowa, Ignat Danilzew, Larissa Tarkowskaja, Anatoli Solonizin, Oleg Jankowski | SU | 108 min | 1:1,37 | sw & f | 7. März 1975

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