Nach dem Motto »Wenn ich darüber schreibe, muß es passiert sein.« schüttelt der quicke Nachrichtenhändler Cesar Boyd (Martin Held) in einem fort sensationelle Meldungen aus dem Ärmel. Sein Mitarbeiter Greg Bachmann (Horst Buchholz), ein enthusiastischer Reporter, den die Ambition schon einmal ins Gefängnis brachte, muß erfahren, daß es der bewunderte Chef bei der Newsfabrikation mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt, und entscheidet sich schließlich gegen ein Leben in der (einträglichen) Lüge … Will Trempers Drehbuch basiert auf der Story um die »Bunkermenschen von Gdingen«, die Anfang der 1950er Jahre internationales Aufsehen erregt hatte: Deutsche Soldaten sollen jahrelang in einem verschütteten Vorratsbunker der Wehrmacht in Polen überlebt haben – ersonnen hatte den Weltknüller wohl der Autor Curt Riess, ein Hansdampf in allen publizistischen Gassen, dem Tausendsassa Tremper eine Zeitlang als Rechercheur und »Schattenschreiber« diente. Von Frank Wisbar mit teilnahmsloser Steifheit in Szene gesetzt, verpuffen die dramatischen Möglichkeiten der druckschwarzen Geschichte in absehbar-oberflächlichen Debatten über journalistisches Ethos und den Warencharakter von Information. So überzeugt »Nasser Asphalt« (der im Gegensatz zur Versprechung, die der Titel macht, fast nur in Innenräumen spielt) weder als greller Revolverpresse-Artikel noch als analytischer Magazinbeitrag.
R Frank Wisbar B Will Tremper K Helmuth Ashley M Hans-Martin Majewski A Herbert Kirchhoff, Albrecht Becker S Klaus Dudenhöfer P Wenzel Lüdecke D Horst Buchholz, Martin Held, Maria Perschy, Gert Fröbe, Inge Meysel | BRD | 88 min | 1:1,66 | sw | 3. April 1958
Obwohl ich mir schon lange Filme zulegen möchte, in denen Wisbar Regie führte (Überbleibsel der "Aktion deutscher Film"), mal wieder ein Werk, von dem ich noch nie gehört habe - und das äusserst verlockend wirkt. Danke für den Hinweis!
AntwortenLöschen»Nasser Asphalt« ist der dritte einer kleinen Reihe von Filmen, die Tremper für den Produzenten Wenzel Lüdecke geschrieben hat. In allen spielte Horst Buchholz die Hauptrolle. Die beiden ersten Filme (»Die Halbstarken« und »Endstation Liebe«) hat Georg Tressler sehr überzeugend inszeniert, der für »Nasser Asphalt« wegen eines anderen Projektes nicht zur Verfügung stand. So kam Wisbar zu dem Job, der ja eigentlich eher für Kriegsfilme bekannt war. Der schönste Film der Reihe (und einer der schönsten deutschen Filme überhaupt) ist m. E. »Endstation Liebe«, ein kleiner, sehr atmosphärischer Berliner Liebesfilm, in dem ein paar junge Arbeiter darum wetten, ob es der Betriebscasanova (Buchholz) schafft, übers Wochenende die »Neue» aus dem Büro rumzukriegen. Ein Review folgt, falls ich die VHS-Kassette finde … :) Von »Nasser Asphalt« solltest Du nicht zuviel erwarten. (Martin Held ist allerdings klasse.)
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