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27.7.51

Zugverkehr unregelmäßig (Erich Freund, 1951)

Im geteilten Berlin der frühen fünfziger Jahre sind die Grenzen noch offen, aber die Fronten liegen klar. Auch wenn die S-Bahn mehr oder weniger fahrplanmäßig zwischen hüben und drüben pendelt, sind die Welten geschieden: Im neonhellen Westen sitzen die niederträchtigen Saboteure, tragen Pelz, paffen dicke Zigarren und hintertreiben den Aufbau des Sozialismus; im armen, aber ehrlichen Osten errichten fleißige Menschen trotz und alledem die bessere Welt. »Zugverkehr unregelmäßig« exemplifiziert den Systemkonflikt an der Geschichte einer Freundschaft, die unweigerlich in die Brüche geht: Da ist der Eisenbahner Jochen, ein Taugenichts, der sich treiben läßt, der dem Reiz des (von einem raffinierten Frauenzimmer verkörperten) schnellen Geldes erliegt, einer, der unter die Räder kommen wird; und da ist Fritz, der als Polizist das Volk und dessen Eigentum schützt, womit er Glück und Zukunft sichert … Die Darsteller bewegen sich wie Figuren im Papiertheater, die Dialoge klingen wie Merksätze aus dem Pflichtenheft der Staatssicherheit, die Botschaft wird lautstark verkündet: Wachsam sein, immerzu! Ein eckig geschriebener, ungelenk inszenierter Defa-Propagandakrimi, der vielleicht gerade wegen seiner bodenlosen Plumpheit das Fluidum der Zeit treffend zum Ausdruck bringt.

R Erich Freund B Peter Bejach, Hermann Turowski K Willi Kuhle M Franz R. Friedl A Willy Schiller S Ferdinand Weintraub P Richard Brandt D Claus Holm, Inge Keller, Brigitte Krause, Peter Lehmbrock, Horst Drinda | DDR | 82 min | 1:1,37 | sw | 27. Juli 1951

9.7.48

Grube Morgenrot (Erich Freund & Wolfgang Schleif, 1948)

Es weht noch viel Ufa-Flair durch die Inszenierung des ersten Defa-Films, der sich ganz der Schilderung von Proletarierschicksalen verschreibt – rhetorisches Pathos, idealisierende Kameraarbeit und schmetternde Musikbegleitung werden auch nach der historischen Katastrophe ganz selbstverständlich zum Einsatz gebracht. Das Stück selbst kündet indes von einer neuen Zeit. Es beginnt kurz nach dem Krieg, in der arg ramponierten Grube Morgenrot im Erzgebirge: Arbeiter übernehmen das Regiment – und erinnern sich an die (kurze) Zeitspanne, als sie schon einmal Grubenherren waren. 1931, während der Weltwirtschaftkrise, hatten die Bergleute den (damals unwirtschaftlichen) Betrieb von den Zechenbesitzern geschenkt bekommen (und nach 71 Tagen wieder verloren) … Den Regisseuren Erich Freund und Wolfgang Schleif (der sein Handwerk als Cutter und Assistent von Veit Harlan lernte) gelingt es, trotz gelegentlicher Phraseologie, sehr überzeugend, die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kumpel und den verzweifelten, ja selbstmörderischen Kampf der Hauer, Stößer, Schrämer gegen die Schließung ihres Bergwerks, gegen die Vernichtung ihrer Existenz anschaulich zu gestalten. Zentralfigur der (auf tatsächlichen Ereignissen beruhenden) Erzählung ist ein junger Steiger (Claus Holm), der als einziger darauf beharrt, daß es nur besser werden kann, wenn sich die (Besitz-)Verhältnisse insgesamt ändern, wenn Rentabilität und Sicherheit keinen Widerspruch mehr darstellen. Am Ende darf er mahnend aber zukunftsfroh verkünden: »Arbeiten müssen wir mehr denn je, denn ihr wißt ja, was heute die Kohle bedeutet. Für uns bedeutet sie Schweiß und Brot, für unser Volk Arbeit und besseres Leben, und daß sie Frieden bedeutet, das soll unser aller Sorge sein.«

R Erich Freund, Wolfgang Schleif B Joachim Barckhausen, Alexander Graf Stenbock-Fermor K Ernst Wilhelm Fiedler M Wolfgang Zeller A Franz F. Fürst S Hermann Ludwig P Adolf Hannemann D Claus Holm, Karl Hellmer, Arno Paulsen, Gisela Trowe, Lotte Loebinger | D (O) | 88 min | 1:1,37 | sw | 9. Juli 1948