9.1.21

Milano Calibro 9 (Fernando Di Leo, 1972)

Milano Kaliber 9

Das fulminante Preludium des Films (getragen von einem feierlich-aggressiven Score des Komponisten Luis Enríquez Bacalov und der Prog-Rock-Formation Osanna) verfolgt den Weg eines mit 300.000 Dollar gefüllten Päckchens durch das novembertriste Mailand. Mehrere Kuriere lassen die Sendung ober- und unterirdisch von Hand zu Hand gehen: ein dicklicher Fliegenträger, ein Verkäufer von Taubenfutter, eine modische Blondine, ein intellektuell wirkender Vollbart. Bei Ablieferung hat sich die Valuta in Papierschnipsel verwandelt, die Empfänger sind wütend, die Boten müssen sterben. (Natürlich werden die Mittelsleute nicht einfach irgendwie abgemurkst, man bringt sie, nach übelster Mißhandlung, mit Dynamit zur Explosion.) Drei Jahre später kommt ein gewisser Ugo Piazza (stoisch: Gastone Moschin) aus dem Gefängnis frei. Seinerzeit wegen eines mißglückten Einbruchs verurteilt, wird er sowohl von seinen ehemaligen Spießgesellen in der Organisation des »Amerikaners« (Lionel Stander als international tätiger Geldwäscher) wie auch von der Ermittlungsbehörde und seiner Geliebten Nelly (fatal à go-go: Barbara Bouchet) dringend verdächtigt, sich die Dollars damals unter den Nagel gerissen zu haben – insbesondere der äußerst reizbare Rocco Musco (Mario Adorf in einer mitreißenden Borderline-Performance) zweifelt an den Unschuldsbeteuerungen seines früheren Kumpans. Fernando Di Leos schnörkellose Gangsterballade (nach Motiven des Kriminalromanciers Giorgio Scerba¬nenco), eine pulpig-coole Fantasie über Berechnung und Irrtum, Argwohn und Solidarität, Vertrauen und Verrat, treibt die rivalisierenden Waffenbrüder umbarmherzig der bitteren Endabrechnung entgegen, während bei der Polizei ein konservativ gestimmter und ein fortschrittlich denkender Kommissar darüber streiten, ob das Verbrechen als Ursache oder als Auswirkung gesellschaftlicher Übelstände zu gelten hat.

R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Giorgio Scerbanenco K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov, Osanna A Francesco Cuppini Ko Francesco Cuppini S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Gastone Moschon, Mario Adorf, Barbara Bouchet, Frank Wolff, Philippe Leroy, Lionel Stander | I | 100 min | 1:1,85 | f | 23. Februar 1972

# 1202 | 19. September 2020

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