7.9.50

Epilog (Helmut Käutner, 1950)

»Du bist Orplid, mein Land! Das ferne leuchtet.« Geschlossene Gesellschaft auf hoher See oder: Die Hölle, das sind wir alle … Indem der Reporter Peter Zabel (Horst Caspar) den mysteriösen Untergang der Luxusyacht ›Orplid‹ auf ihrer letzten Fahrt von Hamburg nach Schottland recherchiert, enthüllt er einen abgründigen Fall von politischen Ränken, wirtschaftlichen Machenschaften und allgemeiner sozialer Verwahrlosung: Eine angebliche Vergnügungstour (unternommen anläßlich einer eigens arrangierten Hochzeit) tarnt die dunklen Geschäfte eines Waffenschiebers, irgendwo im Schiffsrumpf tickt eine Bombe, der Countdown läuft, die illustre Reisegruppe (unter anderem Hans-Christian Blech, Peter van Eyck, Hilde Hildebrandt, Paul Hörbiger, Fritz Kortner, Irene von Meyendorff, Bettina Moissi, Carl Raddatz) zerfleischt sich in Erwartung des angekündigten Todes gegenseitig … Helmut Käutner zieht exaltiert, fast spöttisch alle stilistischen Register des Film noir: Off-Kommentare, Rückblenden, subjektive Kamera, schräge Perspektiven, flirrende Reflexe, Low-Key-Beleuchtung (Bildgestaltung: Werner Krien); »Epilog« (womit wohl nicht nur die Nachrede auf ein einzelnes spektakuläres Ereignis gemeint sein soll, sondern der Abgesang auf die Humanitas als solche) zeigt knallig-resignativ den Menschen als des Menschen Wolf. Ein kolportagig-fatalistischer B-Thriller – bald aufgebrachte Wahrheitssuche, bald moralphilosophischer Illustriertenroman, bald hysterische Gardinenpredigt – über die (äußerst fotogene) Schlechtigkeit der Welt im Zeitalter der Angst.

R Helmut Käutner B Robert A. Stemmle, Helmut Käutner K Werner Krien M Bernhard Eichhorn A Emil Hasler S Johanna Meisel P Artur Brauner D Horst Caspar, Fritz Kortner, Carl Raddatz, Peter van Eyck, Bettina Moissi, O. E. Hasse | BRD | 91 min | 1:1,37 | sw | 7. September 1950

# 879 | 12. Juni 2014

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