Pascal verdingt sich als Zeitungsverkäufer, ruft auf den Straßen von Paris mehrmals täglich die neuesten Nachrichten aus; Lino Ventura (dessen kompakte Figur in Windjacke und Turnschuhen steckt) spielt den crieur de journaux als harten Hund mit weichem Kern, großstädtisch und bodenständig, aufbrausend und mitmenschlich. Als sich ein Unbekannter in die Seine stürzt, fischt Pascal den Ertrinkenden beherzt wieder heraus, kümmert sich bäßbeißg-mitfühlend um den verzweifelten Mann, läßt sich dessen dramatische Lebens-(und Liebes-)geschichte erzählen und von ihm in eine (bürgerliche) Intrige verstricken – wobei der (proletarischen) Samariter schließlich als vermeintlicher Raubmörder verhaftet wird … Der Titel des ironischen kleinen Thrillers (der mit Detailfreude die gegensätzlichen Milieus (über-)zeichnet und zur Auflösung in einen Zirkus führt) benennt nicht den Schauplatz der Handlung: 125, rue Montmartre ist die Adresse eines Pressevertriebs, ein Haus im Herzen des alten Zeitungsviertels der französischen Hauptstadt. Nicht ohne Süffisanz beobachtet Gilles Grangier (an zahlreichen Originalschauplätzen), wie der burschikose Held seines fait divers zum Protagonisten einer jener Revolvergeschichten wird, die er ansonsten der sensationslüsternen Leserschaft zum Fraß vorwirft.
R Gilles Grangier B Michel Audiard, Jacques Robert, André Gillois, Gilles Grangier V André Gillois K Jacques Lemare M Jean Yatove A Robert Bouladoux S Jacqueline Sadoul P Lucien Villard D Lino Ventura, Robert Hirsch, Andréa Parisy, Jean Desailly, Dora Doll | F | 85 min | 1:1,66 | sw | 9. September 1959
# 820 | 31. Dezember 2013
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