Mado
»Chacun se vend à sa façon«, sagt Mado: Jeder verkauft sich auf seine Weise. Mado (Ottavia Piccolo) verkauft ihren schönen Körper gelegentlich an wohlhabende Herren, unter anderem an den Baulöwen Simon (Michel Piccoli), der im Bett mit der jungen Frau die »Einsamkeit des reichen Mannes« zu vergessen sucht. »Mado« beginnt mit dem Selbstmord von Simons unlauterem Kompagnon und einem Loch von sechs Millionen Francs in der Firmenkasse. Simon, der bislang wert darauf legte, »das Spiel korrekt zu spielen«, sieht sich unversehens genötigt, selbst unfaire Mittel zu ergreifen, um die Aasgeier abzuwehren, die bereits über ihm kreisen … Die Beziehung zwischen dem Großbürger und der Nebenerwerbsprostituierten bildet den roten Faden, der durch ein komplexes Beziehungsgeflecht führt, in dem sich zahlreiche Lebenslinien kreuzen: Da sind (unter anderem) Pierre, der arbeitslose Buchhalter, Manecca, der betrogene Betrüger, Barachet, der korrupte Beamte, Lépidon, der skrupellose Geschäftemacher, und da ist Hélène, die in den Suff gestürzte Dame der Gesellschaft (Romy Schneider). Wieder eine dieser vielstimmigen, vielschichtigen Kompositionen, mit denen Claude Sautet, virtuos wie kein anderer, von den Dingen des Lebens erzählt – »Mado«, ein ungeschöntes Porträt der Wegwerfgesellschaft nach dem Ende des Booms, ein dunkler Film über die Käuflichkeit und über die Raffgier, über vermeintlichen Gewinn und über unvermeidlichen Verlust, gipfelt in einem Ausflug, in dessen Verlauf die genießende Klasse buchstäblich im Schlamm steckenbleibt. Die sarkastische Schlußsequenz wirkt, trotz nahender Rettung bei Sonnenaufgang, wie das Menetekel eines kommenden Systemzusammenbruchs.
R Claude Sautet B Claude Sautet, Claude Néron K Jean Boffety M Philippe Sarde A Pierre Guffroy S Jacqueline Thiédot P André Génovès D Michel Piccoli, Ottavia Piccolo, Jacques Dutronc, Charles Denner, Julien Guiomar, Romy Schneider | F & I & BRD | 121 min | 1:1,66 | f | 27. Oktober 1976
# 770 | 10. September 2013
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