12.1.61

Steinzeitballade (Ralf Kirsten, 1961)

»Es hat der Krieg nicht nur das Haus zerschlagen, / auch der Verstand war bei den meisten rar.« Berlin, 1946. Die Stadt liegt in Trümmern. Eine Gruppe von Frauen klopft Steine für Bauunternehmer Scharrhahn. Der Boß sieht im Aufbau nur ein weiteres gutes Geschäft, den Trümmerfrauen wird (auch durch Hinweise eines wohlmeinenden SED-Genossen) langsam klar, daß es gilt, eine neue Zeit zu bauen … Nach dem Prinzip des Epischen Theaters unterbrechen immer wieder Songs (getextet von Brecht-Meisterschüler Heinz Kahlau) die Handlung, kommentieren Verhaltensweisen, betonen die Musterhaftigkeit des Geschehens: Unter der selbstgewählten Führung von Betriebsrätin Anna Lubitzke (die dem zugrundeliegenden Roman von Ludwig ›Ein Prolet erzählt‹ Turek den Titel gab) überwinden die Frauen schließlich ihren Eigennutz, üben praktische Solidarität, übernehmen Verantwortung. Ralf Kirsten inszeniert seinen Film als demonstrativ unheroisches Lehrstück über Herausforderungen und Chancen des (individuellen und gesellschaftlichen) Neubeginns: »So stellten wir uns selber auf die Beine. / Zu Anfang kam uns das unmöglich vor.« Über den illusionären Charakter dieses (schein-)emanzipatorischen Aufbruchs, dem die politische Entmündigung auf dem Fuße folgte, schweigt sich »Steinzeitballade« freilich aus.

R Ralf Kirsten B Heinz Kahlau, Ralf Kirsten V Ludwig Turek K Günter Haubold M Wolfgang Lesser A Willy Schiller S Christel Röhl P Alexander Lösche D Gisela Rimpler, Else Grube-Deister, Friedel Nowack, Agnes Kraus, Günter Naumann | DDR | 85 min | 1:1,37 | sw | 12. Januar 1961

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen