Berlin, kurz vor dem Mauerbau. Kalle (Hardy Krüger) lebt billig im Osten, arbeitet als Kraftfahrer für den volkseigenen Fruchthof, verdient sich abends als Kellner in einer Kreuzberger Kneipe ein hübsches Zubrot in West. Er habe die Teilung nicht gemacht, erklärt er seinem Kumpel Paulchen (Walter Giller), aber wenn es sie gebe, warum solle er dann nicht von ihr profitieren? Der Grenzgänger trifft Christine (Loni von Friedl), ein Flüchtlingsmädchen aus Rostock, die eigentlich weiter will, zu ihrer reichen Schwester nach Düsseldorf, die aber in der zwischen den Systemen zerrissenen Stadt und an Kalle hängen bleibt. »Zwei unter Millionen« skizziert Leben und Milieu, Hoffnungen und Unbedarftheit des jungen Paares mit poetischer Sachlichkeit (Kamera: Heinz Hölscher); Victor Vicas und Wieland Liebske (der ewige Assistent, der ein einziges Mal als Regisseur zeichnen darf) folgen den Protagonisten mit liebevoll-kritischer Anteilnahme, durch ihren Kiez am Schlesischen Tor, beim Bummel über den Kurfürstendamm, in ihrem Alltag, bis in ihre Illusionen: Kalle will die alte Bierstube kaufen, ein Künstlerlokal daraus machen – fast 5000 D-Mark hat er gespart. Aber ein geschäftstüchtiger Hähnchenbrater, der eine weitere Verkaufsstelle für sein Grillgeflügel sucht, bietet mehr als der treuherzige Visionär. Viel mehr. Das Gesetz des Geldes ist einfach: »Wenn du was hast, kriegst du auch was; wenn du nichts hast, kriegst du auch nichts.« Daß man erst einmal etwas kriegen müßte, um etwas zu haben … Der Schluß des Films changiert zwischen Nacht und Morgen, zwischen Optimismus und Resignation. Zwei Menschen haben sich, haben einander, haben die Umstände, in denen sie leben, kennengelernt. Die Künstlerkneipe ›Bei Kalle Kemper‹ wird es nicht geben. »Es war ein kurzer Traum. Aber was dauert schon lange?« Vielleicht die Liebe.
R Victor Vicas, Wieland Liebske B Gerd Oelschlegel K Heinz Hölscher M Franz Grothe A Albrecht Hennings S Klaus Dudenhöfer P Georg Richter, Hardy Krüger D Hardy Krüger, Loni von Friedl, Walter Giller, Joseph Offenbach, Fritz Tillmann | BRD | 96 min | 1:1,37 | sw | 12. Oktober 1961
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