5.4.57

I vampiri (Riccardo Freda, 1957)

Der Vampir von Notre-Dame

»I vampiri« ist kaum ein Horrorfilm, und um Blutsauger geht es nur im übertragenen Sinne. Im Rahmen eines melodramatischen Gruselkrimis phantasieren Riccardo Freda und Mario Bava über unglückliche Liebe und den Schrecken des Alter(n)s, über unstillbare Sehnsucht und den Traum von ewiger Schönheit … Eine schauderhafte Mordserie erschüttert Paris: Die blutleeren Leichen junger Frauen werden aus der Seine gefischt. Ein Inspektor und ein Reporter gehen dem Geheimnis rivalisierend auf den Grund; die dünne Fabel führt sie aus der Gegenwart der Großstadt in den bedrückend-düsteren, aus Zeit und Welt gefallenen Palast der greisen Herzogin du Grand und ihrer schönen Nichte Giselle (Gianna Maria Canale) … Freda (Buch & Regie) und Bava (Kamera & Regie) enthalten sich psychologischer Subtilität, setzen ganz auf Licht und Atmosphäre, auf das stimmungsvolle Ausmalen von böser Ahnung und schleichender Gefahr, spielen geschickt mit motivischen Doppelungen, die Zerrissenheit und Angstgefühle der handelnden Figuren spiegeln. Vor allem in der zweiten Hälfte erinnert die filmische Gestaltung an Illustrationen aus viktorianischen Mystery-Romanen, schafft immer wieder Augenblicke von beklagenswerter Wahrheit, Situationen von spukhafter Melancholie.

R Riccardo Freda, Mario Bava B Riccardo Freda, Piero Regnoli K Mario Bava M Roman Vlad A Beni Montresor S Roberto Cinquini P Ermanno Donati, Luigi Carpentieri D Gianna Maria Canale, Dario Michaelis, Carlo d’Angelo, Wandisa Guida, Paul Muller | I | 85 min | 1:2,35 | sw | 5. April 1957

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