18.12.58

Romarei, das Mädchen mit den grünen Augen (Harald Reinl, 1958)

Ein deutscher Abenteuerfilm »nach dem gleichnamigen in der Bild-Zeitung erschienenen Roman« – das klingt doch vielversprechend: abgedroschene Exotik (der Zauber Arabiens und die Geheimnisse der Wüste), tödliche Rivalität unter internationalen Wirtschaftsbossen, eine gehörige Portion Okkultismus (der abergläubische Magnat und das Fräulein mit dem zweiten Gesicht), obendrein wahre Liebe, ein blinder Junge sowie ein treuer Hund – der Stoff, aus dem die guten schlechten Filme sind. Dazu die exzentrischen Rollennamen: Sir Boris Olinzoff, Papas Leonidas, Kees Falkenried, nicht zu vergessen der unsichtbar im Hintergrund spukende Schurke ›Mazareff‹ – was kann da noch schiefgehen? So manches, wie man in dieser erznaiven Geschichte um ein hellseherisch begabtes Waisenkind sieht: Harald Reinl (der Adenauer des bundesrepublikanischen B-Films) eiert unentschlossen zwischen Heimatkitsch, Reißer, Märchen und Romanze. Trotz pappiger Kulissen und billiger Flitterkostüme, trotz hanebüchener Kolonialklischees und hochkarätiger Knallchargen wie Dominique Wilms oder Reggie Nalder sinkt »Romarei, das Mädchen mit den grünen Augen« nur selten auf jenes Niveau, wo schlichter Blödsinn in brillanten Eskapismus umschlägt – wie etwa, wenn der verrückte Hobbybotaniker Baron de Tavel (Kurt Meisel) seinen staunenden Tischgenossen erklärt, daß der Mensch von den Pflanzen abstamme: »Sie sollten einmal die Form einer knospenden Lilia aphrodisia betrachten, wie sich in ihr die Gestalt eines schlanken Mädchenkörpers abzeichnet. Und wenn sich die Blume auftut, dann ...« Mit »Romarei« tut sich leider keine Blume auf.

R Harald Reinl B Gerda Corbett V Gerda Corbett K Hans Schneeberger M Willi Mattes A Ernst H. Albrecht S Johanna Meisel P Gero Wecker D Carola von Kayser, Leonard Steckel, Joachim Hansen, Reggie Nalder, Werner Peters | BRD & I | 89 min | 1:1,37 | f | 18. Dezember 1958

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