Shining
Overacting at the Overlook Hotel: Die feixende Grimassenschneiderei von Jack Nicholson (als blockierter Schriftsteller Jack Torrance) und das nölige Gewimmer von Shelley Duvall (als dessen beklommene Ehefrau Wendy Torrance) dominieren den parapsychologischen Haunted-House-Schrecken wie eine Axt das Holz – der Einzige, der nicht mit schauderbarer Penetranz des Wahnsinns fette Beute spielt, ist der sechsjährige Danny-Torrance-Darsteller Danny Lloyd. Doch weder reißerische Großschauspielerei noch visuelle Prachtentfaltung oder die recht vordergründige Masche, praktisch jeder Einstellung des Films durch den extensiven Einsatz moderner Musik (Bartok, Penderecki, Ligeti) einen Effekt von Beunruhigung oder Panik abgewinnen zu wollen, lassen echte Herzensangst aufkommen. Stanley Kubricks Strategien zur Emotionserzeugung haben allenfalls theoretische Wirkung, sein künstlerischer Kontrollzwang mündet immer wieder in aseptischem Perfektionismus. Die klinische Intellektualität des Regisseurs allerdings, sein eisig-ironischer Blick auf die Welt und die sie bevölkernden Zweibeiner, verwandeln das Genrestück in eine grotesk-brutale Zergliederung des Systems Vater-Mutter-Kind. Unter idealen Beobachtungsbedingungen, in winterlicher Isolation, unternimmt Kubrick eine höhnische Analyse kleinfamiliärer Verhältnisse und der ihnen innewohnenden Zerstörungskräfte. So überzeugt »The Shining« vielleicht nicht als Horrorschocker, triumphiert aber als sardonische Familienfarce – forever … and ever … and ever.
R Stanley Kubrick B Stanley Kubrick, Diane Johnson V Stephen King K John Alcott M diverse A Roy Walker Ko Milena Canonero S Ray Lovejoy P Stanley Kubrick D Jack Nicholson, Shelley Duvall, Danny Lloyd, Scatman Crothers, Philip Stone | UK & USA | 119 min | 1:1,66 | sw | 23. Mai 1980
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