Die blonde Sünderin
»Ce que j'aime dans le jeu, c'est cette existence idiote faite de luxe et de pauvreté et aussi de mystère.« Jean (Claude Mann), Sohn aus rechtschaffenem Haus, der als Bankangestellter das Geld anderer Leute zählt, verfällt, von einem Kollegen angefixt, dem geheimnisvollen Reiz des Spiels, zumal da er ›Jackie‹ (Jeanne Moreau) begegnet, einer platinblonden Hasardeurin, der Reichtum so wenig bedeutet wie Verlust, die Mann und Kind zurückließ, um sich immer wieder und absolut im Augenblick des Vabanque zu verlieren. Apropos Augen blick: Das Glück (= le bonheur), sagte einmal ein bedeutender Hochstapler, sei immer ein einzelner, ein besonderer Moment (für das Vergnügen (= le plaisir) hingegen brauche man ein ganzes Leben) – der Begriff des »Glücksspiels« gewinnt im Hinblick auf diese Überlegung vielleicht seine eigentliche, doppelbödige Bedeutung. Ohne sich über Fragen der Moral zu echauffieren, inszeniert Jacques Demy einen cool-kühnen Ausbruch aus der Vernunft ins Abenteuer, einen manisch-depressiven Trip aus dem geordneten Alltag in die Gefilde der bodenlosen Passion. Und wenn sich, zu Michel Legrands berauschendem Klavierspiel, an einem strahlenden Tag, von der Terrasse einer Suite im ›Hôtel de Paris‹, unversehens der Ausblick auf das glitzernde Mittelmeer bietet – wer wollte da an die bleiernen Nächte denken, in denen das Kleingeld für einen zweiten Drink nicht reicht …
R Jacques Demy B Jacques Demy K Jean Rabier M Michel Legrand A Bernard Evein S Anne-Marie Cotret P Paul-Edmond Decharme D Jeanne Moreau, Claude Mann, Paul Guers, Henri Nassiet, Conchita Parodi | F | 90 min | 1:1,66 | sw | 1. März 1963
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