Eine Schauspielerehe: Sie (Hilde Krahl) ist eine berühmte Bühnendiva, er (O. W. Fischer) ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent. Gemeinsam feiern sie Erfolge, sie bekommen ein Kind, einen niedlichen Jungen (Oliver Grimm), sie bauen sich ein Haus, eine von diesen modernistischen Traumvillen, die in Magazinen wie »Film und Frau« präsentiert werden. Robert Siodmak tut so (?), als spule er eine beliebige Illustriertenstory ab, läßt voll Ironie (?) wohlbekannte Stereotypen defilieren: den öligen Agenten, den jovialen Intendanten, den aasigen Produzenten, die gutmütige Souffleuse. Dann, langsam, sukzessive – ihr Stern beginnt zu sinken, während er zum populären Kinohelden aufsteigt – gerät die Stimmung in Schieflage, bis die latenten Spannungen – Angst und Frustration, Verunsicherung und Eifersucht – schlagartig explodieren und in einen tödlichen Unfall münden … Nach dem dramaturgischen Schockeffekt zeichnet der zweite Teil von »Mein Vater, der Schauspieler« in stilisierten, gespenstischen Tableaus das Porträt eines Depressiven: Unfähig sich zu artikulieren, gefangen in Zweifel und Schuld, dämmert der nur physisch überlebende Ehemann in seinem leergepfändeten Haus: eine nackte Seele in ausgeräumten, grabesstillen Zimmern. Kurz vor dem unausweichlich scheinenden Ende ist es, wie der Titel dieses irritierend uneinheitlichen, sonderbar sprunghaften Familiendramas ahnen läßt, der kleine Sohn, der seinen Vater aufweckt und ihn zurückholt in die Welt – um sich von ihm sogleich in sicheren (?) Schlaf wiegen zu lassen: »Selig, wer sich vor der Welt / ohne Haß verschließt, / Einen Mann am Busen hält / Und mit dem genießt, / Was, den Menschen unbewußt / Oder wohl veracht, / Durch das Labyrinth der Brust / wandelt in der Nacht.«
R Robert Siodmak B Gina Falckenberg, Maria Matray, Claus Hardt V Hans Grimm K Kurt Hasse M Werner Eisbrenner A Otto Erdmann, Wilhelm Vorweg S Ira Oberberg P Artur Brauner D O. W. Fischer, Hilde Krahl, Oliver Grimm, Peter Capell, Erica Beer | BRD | 106 min | 1:1,37 | sw | 7. September 1956
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